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XIV. Jahrhundert zu Czetatea Alba (Akierman) von Türken gemarterten Kaufmannes Jon
aus Trapezunt nach Suezawa brachte und den Tag seiner Verehrung auf den 2./14. Juni
festsetzte. Drei Wochen darauf (24. Juni a. St.) feiert die griechisch-orientalische Kirche
die Geburt des heiligen Johannes des Täufers. Die kirchlich-religiösen Andachten
an diesen beiden Festen wurden im XV. und XVI. Jahrhunderte bei dem damaligen großen
Glaubenseifer in den Klöstern so sehr in die Länge gezogen, daß beide Feste und
insbesondere die damit in Verbindung gebrachten Schmausereien und Belustigungen
ineinander fielen. Da nun im Rumänischen der heilige Johannes ursprünglich sänt ^ian
(neben der späteren Form Ion, loan), Plural säntl ^iam oder ^iein hieß, so wurden diese
beiden Johannes säntl 5ienl genannt, woraus die abgeschwächtere und contrahirte Form
Sänäenl entstand. Johannes von Suczawa wird gegenwärtig als Landespatron der
Bukowina verehrt. An seinem Festtage (2./14. Juni) und besonders am 24. Jnni/6. Juli,
welch letzterer Tag jetzt insbesondere den Namen Sanclenl führt, kommen nach Suczawa viele
Tausende von Pilgern aus den benachbarten Ländern, selbst solche, welche nicht der
griechisch-orientalischen Consession angehören, wie griechisch-katholische Rutheueu aus
Galizien. An diesem Tage werden die Reliquien des Heiligen durch die Stadt bis zu
einem größeren Platze derselben getragen, wo Wasser geweiht und eine Predigt gehalten
wird. Durch drei Tage vor diesem Feste werden in den Straßen neben der Kirche, in
welcher die Reliquien aufbewahrt werden, allerlei Waaren, meist Kreuzschnüre, heilige
Bilder, Kerzen und Kopftücher:c. zum Verkaufe ausgestellt.
Es gibt auch zwei Arten wohlriechender Feldblumen, das Pallium molluFv und das
Falliuin verum, die um diese Zeit in voller Blüte stehen und nach der Volksmeinung von
diesen Heiligen den Namen sanäanü, Plural süncköno, erhalten haben. Einige Gelehrte
sind jedoch der Meinung, daß diese Blumen ihren Namen nicht nach diesen Heiligen,
sondern von der Göttin Diana, der diese Blumen geweiht waren, erhalten hätten, zumal
die Göttin Diana im Rumänischen „sänw Ilona« hieß, woraus leichter sänciana entstehen
konnte. Aus diesen Blumen winden die Mädchen und Jünglinge am Vorabende des Festes
einen Kranz, den sie auf die Ostseite des Hausdaches legen, so daß die ersten Strahlen der
aufgehenden Sonne ihn treffen können. Finden sie nun am Morgen zwischen den Blüten
des Kranzes ein Haar von irgend einer Thiergattung, so glauben sie, daß sie in der Zucht
derselben Glück haben werden; sind aber die gefundenen Haare Menschenhaare, so deutet
dies auf reichen Kindersegen hin.
Im Sommer gibt es drei Tage, an denen kein Landmann eine schwere Haus- oder
Feldarbeit zu verrichten wagt, nämlich am Tage des heiligen Foka (23. Juli a. St.),
auf daß ihm das Feuer, insbesondere der Blitzschlag nicht Scheunen und Fechsuug
einäschere, am Tage der heiligen Marina (17./29. Juli), auf daß die Kinder beim Baden
»s»
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch