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Mädchen vor. Im Winter bedeckt das Mädchen den Kopf mit einem bnntfürbigen Tüchel
oder mit weißem Handtnche.
Spiele (ikras?ki). Verschiedenartig sind die Spiele, welche die erwachsene Dorf-
jugend vereinigen. Da ist zunächst in der Dniestrgegend ein Spiel üblich, welches nach
den Anfangsworten des Liedes, das dabei gesungen wird, „Weidenholzbrettchen"
(werbovvaM äos2e2«e2ka) benannt wird. Die spielenden Mädchen umstehen in einem
Kreise einen Jüngling nnd singen folgendes Lied:
„Dort am dünnen Brettchen von Weidenholz
Geht herum die Nastia so schön, so stolz.
,Wo bist du, o Nastia, herumgeeilt,
Als den grünen Hain hat die Glut ereilt?'
,Löschen wollt' die Glnt ich im grünen Hain
Und erspäh'n, wo Liebster doch könnte sein; Wollte seh'n, woher er gefahren kommt
Mit Geschenk, das mir, seiner Liebsten sromint.
Schenken wird er Schuhe mir schön und fein,
Die in Kossow fertigt das Schnsterlein/
,Ja in Kossow sind diese Schnh' gemacht
Und der Liebsten dargebracht, dargebracht/"
Nach Schlnß des Liedes sucht jedes Mädchen den Burschen zu erhaschen und zu
umarmen; jene, der dies zuerst gelingt, erhält den Preis, der ans Ostereiern besteht.
Am Pruth und Czeremosz ist besonders das „Eierschlagen" (c?okan^e) zu
Osteru üblich; wessen Ei, von dem eines Anderen getroffen, sich als das schwächere erweist,
der hat das Spiel und das Ei an den Gegner verloren. Aus diesem Grunde sind Eier von
Perlhühnern, welche eine sehr harte Schale haben, gesucht und werden theuer gezahlt. In
der Prnthgegend ist ferner ein Osterspiel (kic?kalx) bemerkbar, wobei Ostereier, in eine
aus zwei Brettchen hergerichtete Rinne gelegt, hinunterkollern. Wessen Ei beim Herabkollern
eine Anzahl anderer Eier berührt, der hat die letzteren gewonnen.
Diese Spiele finden im Freien statt. Doch gibt es auch andere, welche minder
lärmend verlaufen, so bei Todteuwacheu. Ist jemand im Dorfe hingeschieden, so
versammeln sich am Absnd die Burschen und Mädchen zur Todtenwache, aber auch zu
gemeinsamer Unterhaltung. Nicht nnr Märchen und Sagen werden da erzählt und Räthsel
gelöst, auch Gesellschaftsspiele sind gebräuchlich. Erstere hier anzuführen erlaubt der
beschränkte Raum nicht; von den Volksräthseln jedoch sind folgende nennenswerth: Aus
einem tiefen Bachesbette flog eine Elster hinaus. — Was ist das? — Der Schuß.
Hinter dem Walde, hinter dem Urwalde schreit ein rothes Kalb? — Die Geige.
Schwarz und klein, weckte er das Fräulein? — Der Floh. Was ist das für eine Fran
im rothen Mantel; kleidet Mansie aus, so weint man dabei? — Die Zwiebel. Es
steht ein Berg, am Berge ist ein Wald, am Walde ist eine Schlucht voll weißer Menschen?
— D a s Haupt, das Haar, der Mund, die Zähne.
Und nun wollen wir noch einige Gesellschaftsspiele erwähnen. Ein Bnrsch steckt
seinen Kopf zwischen die Beine eines anderen, und nun schlägt ihn ein jeder der Bnrschen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch