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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 238 -
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238 Werber nahen werde, so wirft es am Andreasvorabend seinen Stiefel über die Hütte nnd schließt ans der Richtung, nach welcher derselbe mit der Öffnung fällt, aus die Gegend, aus welcher der Werber kommen wird. Auch verfertigt an diesem Abende jedes Mädchen je zwei Nudeln: die eine aus Brot, welche es selbst, die andere aus Butter, welche ihren Liebsten vorstellen soll, legt dieselben auf den Fußboden nieder nnd läßt die Katze ins Zimmer; das Mädchen, dessen Nudel die Katze zuerst auffrißt, heiratet früher. Oder es legen Mädchen ihre särbigen Wollgürtel (b^'uiki, pojas^) in einen Teigtrog zusammen und beuteln mit demselben; jenes Mädchen, dessen Gürtel zuerst herausfällt, hat Aussicht zu heiraten. Auch aus der Form des geschmolzenen Bleies schließen die Mädchen auf ihre Zukunft; sieht sie dem Kreuze ähnlich, so muß das Mädchen sterben, wenn hingegen einer Blüte, so steht ihr die Heirat bevor. Das Horchen unter dem Fenster ist gleichfalls üblich; hört das Mädchen im Zimmer das Wort „gehe" aussprechen, so wird es unter die Haube kommen, das erhaschte Wort: „laß", „sitze" hingegen prophezeit ihr, daß sie noch sitzen bleiben werde. Ob ihr Mann reich oder arm sein werde, dies zu erfahren begibt sich die Maid mit zugemachten Augen zum Schober und zieht einen Halm heraus; ist dessen Ähre voll, so wird ihr Mann reich, wenn hingegen leer, arm sein. Auch werdeu von den Mädchen die Zaunpflöcke folgendermaßen bei Nacht gezählt: „Nicht einer, nicht zwei, nicht drei" ?c., beim neunten sagen sie: „Dies der Meinige" und umbinden denselben mit einem Faden. Früh am Morgen betrachten sie dann jeden neunten Pflock: ist derselbe mit der Rinde umgeben, so wird der Mann reich, wo nicht, arm sein. Der Kamm, mit welchem sich das Mädchen am Vorabende des heiligen Andreasfestes gekämmt hat, wird in einen Knäuel Rohgarn gewickelt und unter den Polster, auf welchem die Schöne ruht, gesteckt; im Tranme offenbart sich sodann der Schläferin die Zukunft. Stellt sich aber ein Mädchen ganz entblößt um Mitternacht vor einen Spiegel, so erscheint in demselben der künftige Bräutigam. Noch ein derartiges Orakel ist hier erwähnenswert!). Auf den Tisch werden nämlich ein Kreuz, ein Kranz und eine Puppe gestellt und diese drei Gegenstände init je einem Teller bedeckt. Nun muß ein Mädchen, das bei der Vorbereitung nicht anwesend war, einen der Teller aufheben; findet dasselbe das Kreuz, so stirbt es im nächsten Jahre, der Kranz deutet anf Heirat, die Puppe auf Mutterfreuden oder Schande. Am Vorabende des Weihnachtsfestes treten die Mädchen mit den Löffeln, welche vom Abendessen abgeräumt wurden, hinaus ins Freie und rasseln mit denselben: aus der Richtung, in welcher ein Hund bellt oder ein Hahn kräht, ist der Werber zu erwarten. Außer diesen Orakeln kennt das rnthenische Mädchen auch mancherlei Mittel, vermöge deren sie die Liebe der Burschen zu erwecken und stets rege zu erhalten glaubt. Nie vergißt sie das Kräutchen ,Iiudestok"' im Gürtel mit sich zu führen, da dasselbe den ' Liebstöckel (levisticurn v5Le.), auch raeve- (liebe mich) genannt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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