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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 239 -
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239 Liebsten anziehen soll. Und um gar Gegenliebe zu erreichen, begibt sich die ruthenische Dorfschöne am Chardonnerstage an ein reißendes Wasser und spricht: Bon der Männerrache, Auch Hexen und Wahrsagerinnen werden von den Mädchen sehr oft zn Rathe gezogen. Hier ein Zaubermittel: das zauberkundige Weib (c?arivvn^ca) gießt in eine Schüssel Weihwasser, nimmt Basiliumkraut' und wäscht damit die im Zimmer befindlichen Heiligen- bilder; das Mädchen aber steht vor ihr mit entblößtem Oberleibe. Hierauf wäscht sie letzteres mit dem Weihwasser und murmelt: „Ich N. N. (Name des Mädchens) ging in die Kirche, trug in der Rechten eine Kerze und in der Linken das ^VassMok-Kraut. Da begegneten mir drei Zauberinnen, große Verleumderinnen; sie bespieen mich, bespuckten mich (tsu, tsu, tsu) und gingen weiter. Da stand ich, wie mitten im Wasser und flehte zum heiligen Jesus, zur Mutter Gottes und zum heiligen Nikolaus. Da kamen diese des Weges einher und ich erzählte ihnen mein Leid. Darauf wuschen mich ab: die Mutter Gottes bis zur Brust (sie wäscht dem Mädchen die Brust), Sanet Nikolaus bis unter die Oberarme und Jesus bis an den Gürtel. Darauf kam ich in die Kirche und dort bewunderten meine Schönheit alle Heiligen und die Menschen. Sie frugen: wer ist denn die Schöne, die da kommt; ist es eiue Gräfin oder eine Priestersfrau (pvpacha)? Nein, es ist N. N." Hiemit ist die Abwaschung vollendet, das Mädchen schüttet das übriggebliebene Wasser in den Bach und geht mit der Überzeugung nach Hause, daß um ihre Liebe von nun an alle Dorfburschen wetteifern werden. Auch die Fledermaus wird zu Zaubereien gebraucht, wie folgt: Sie wird gefangen und in eine Leinwand gehüllt, welche mit kleinen Löchern versehen ist. Hierauf wird dieselbe auf einen Waldameisenhansen unter einen neuen Tops gestellt. Die Ameisen verzehren nun die Weichtheile des Thieres und aus dem Skelette desselben sucht sich das Mädchen zwei Knöchelchen heraus, deren eines die Form einer Heugabel, das andere die einer nach innen eingebogenen Hand ausweist. Will nun das Mädchen die Liebe eines Burschen erwerben, so zieht sie ihn mit dem letzteren insgeheim an sich; mit dem ersteren aber wird derjenige weggestoßen, dessen Antrüge dem Mädchen lästig sind. Werbung uud Verlobung (snÄwirjs, 2arüoxMy). Wie bereits erwähnt, werden ohne Einwilligung der Eltern schon deshalb keine Ehen geschlossen, weil von ihnen die Drum wasch' die vierte mich N. N. Mich ärmste, abgehärmteste: Von der Weiberrache, Du waschest zwei der Ufer Und auch die dritte Mitte; Lieb Wasser, Jordan-Wasser, Von der Burschenrache Von der Mädchenrache Lieb Wasser, reißend Wasser, Zieh' her zu mir den Liebsten, Er soll nicht essen, nicht sitzen, nicht schlafen, Bevor er nicht erscheint bei mir." ' Oe^lvum dasilicum; ruthenisch: Wass^Iivk.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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