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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 248 -
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248 Wagen und fort geht's nach seinem Heim, wohin ihm alle seine Gäste, die mit ihm gekommen waren, unter entsprechendem Gesang in langer Reihe folgen. Auf einem anderen Wege, als der, auf welchem sich der Hochzeitszug zum Hause der Braut bewegt hatte (damit die junge Fran nicht den Weg zu ihren Eltern finde, falls sie etwa ihrem Manne entlaufen wollte), nähert man sich nun der elterlichen Wohnung des Bräutigams. Ist der Zug vor dem Thore angelangt, so ertönt folgender Gesang: „Öffne, lieber Sivat, das Fenster vor Wonne, Wir bringen dir 'ne junge Frau, wie eine Sonne. Laß', lieb Mutter, das Thor öffnen der Holden, Ihr, die wir bringen, der Gold'nen. Schnell die Riegel von dein Hause entfernet, Wir bringen die junge Frau, die euch gehöret." Die „Bojaren" schaffen hierauf den Koffer der jungen Frau, die Pölster zc. in die Hütte und nun fassen sich alle Ankömmlinge — der „Starost" mit dem Bäumchen der Braut an der Spitze — bei den Händen und ziehen, vom Vater oder der Mutter des Bräutigams mit Brot und Salz empfangen, in das Heim der Neuvermählten ein, wobei ebenfalls ein entsprechendes Lied gesuugeu wird. Sodann setzt sich das junge Paar auf den Ehrenplatz an der Ostwand des Hauses, das Gesicht gegen Westen gewendet, zu Tische, links vom Bräutigam der Brautführer, nach ihm dem Range nach die anderen Gäste. Im Czeremosz- gebiete beschenkt die Braut erst jetzt die Angehörigen und Dienstboten des Bräutigams mit Gegenständen der Hausindustrie. Darauf folgt Mahl und Tanz. Endlich wird das junge Paar von der Brautmutter in ein Kämmerlein geführt und die Gäste entfernen sich, um daheim der Ruhe zu pflegen. Am folgenden Tage versammeln sich in der Wohnung des jungen Mannes abermals die Gäste zum sogenannten „Nachtrnnk" (propij), an welchem auch schon die Angehörigen und Gäste der jungen Frau theilnehmen. Um Brautvater und Brautmutter werden in feierlicher Weise der Brautführer und die ,s^vas2ki" mit einem Kuchen entsandt und werden diese Würdenträger in ebenso feierlichem Anfznge unter Gesängen von ihren Wohnungen abgeholt. Ist nun der Zug im Hause angekommen, so setzen sich Männer und Weiber um den Tisch und singen: „Alles wäre gut, nur eins uns verdrießet, daß man das junge Pärchen vermisset." Der Brautführer sucht hierauf die Neuvermählten auf, diese setzen sich zu den Gästen an den Tisch und heute bewirthet schon die junge Frau mit Brannt- wein, wofür dieselbe von den Männern mit Geld, von den Frauen mit Handtüchern und dergleichen beschenkt wird. Essen wollen jedoch die Gäste nicht, bevor man sie nicht oft dazu gebeten hat. Zum Abschiede wird ein Danklied von den Gästen angestimmt. In der Pruth- gegend werden an diesem Abende Strohwische an Pflöcken befestigt und angezündet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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