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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 256 -
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256 wenn er seine Kniebeugungen (pokionv) verrichtet. Auf seinem Felde ruht sein ganzes Hoffen; kein Wunder also, wenn er durch geheimnißvolle Bräuche seiner Saat Fülle und Segen zu sichern sucht. So bestreicht der Säemaun bei der Aussaat des Weizens seine rechte Hand mit zu Ostern geweihtem Speck und wirft die ersten Samenkörner mit geschlossenen Augen auf das Ackerfeld; auch muß er stnmm bleiben, wenn ihn Jemand hiebet anspricht, denn sonst würden die Spatzen den Weizen am Halm beschädigen. Der Ruthene fürchtet die Hagel- und Gewitterwolken sehr und nimmt deshalb seine Zuflucht zu Zaubermitteln und Hagelbeschwörern, welche nach seiner Meinung die Macht besitzen sollen, die Hagelwetter aufzuhalten; ja er leistet dem Hagelbeschwörer bisweilen selbst Abgaben an Getreide und Mehl. Um den Gurkenpflanzen schöne und viele Früchte abzugewinnen, streuen die Bauernweiber taube Gurkenblüten, welche keine Früchte erwarten lassen, auf Kreuzwegen aus und peitschen dieselben. Sein Vieh beschützt der Ruthene vor dem „bösen Blicke", indem er an die Zäune seines Hofes Thierschädel aufhängt und schönen Kühen oder Kälbern ein rothes Band um den Hals bindet. Gefährlich sind den Kühen nach der Volksmeinung die Hexen. Am St. Georgstage werden die Kühe zum ersten Male auf die Weide getrieben. Um Mitternacht vor diesem Feste versammeln sich alle Hexen auf den Grenzhügeln und berathen dort, wie den Kühen die Milch benommen werden solle; deshalb wendet der Landmann Zaubermittel gegen den bösen Einfluß der Hexen an. Festkalender. Zahlreich sind die Festtage, welche der Landmann nnter Fasten, Gebeten und Arbeitsfeier, sowie mit Gebräuchen begeht, welche noch an die heidnische Vorzeit erinnern. Den Reigen derselben eröffnet das Weihnachtsfest (ri?6vvo s25, bis 27. December a. St., 6. bis 8. Jänner n. St.^). Am heiligen Abend wird in der großen Stube mit Ladanum vorerst geräuchert, dann, um die Krippe nach- zuahmen, unter dem Tische Stroh und auf dem Tische unter das Tischtuch Heu ausgebreitet; in das Heu kommen noch Hanfsamen, Knoblauch und ein Vorhängeschloß, um alles Böse zu bannen. Hierauf versammeln sich die Hausgenossen an dem Tische, wo sie nach langem und strengem Fasten ipetepivvica genannt) ein reichliches Mahl erwartet. Kuchen (knvs?i), Sauersuppe (börste?), mit Graupen gefüllte Krautblätter (kalus?ki oder liotubei), frisches und gedörrtes Obst (sus?er^ei>, vor allem aber in Honig eingemachter Weizenbrei oder kuha) werden als Festspeisen aufgetragen. Bevor man diesen Brei kostet, wirft man von demselben einen Löffel voll gegen die Stubendecke; so viele Körner an derselben haften bleiben, ebenso viele Bienenschwärme wird der Hauswirth im folgenden Jahre sein eigen nennen. Verwandte, Nachbarn und gute Freunde senden einander an diesem Abende einen Theil der Fastenspeisen zu; dieser schöne Brauch, welcher auf die bei den Slaven einst gebräuchliche Hausgemeinschaft hindeutet, heißt „das Nachtmahltragen" OecasHu nestv).
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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