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Menschenleben darstellt. Die hellfunkelnden Sterne sind die Seelen der Gerechten, die
trübleuchtenden die Seelen der Sünder. Fällt eine Sternschnuppe (paZüe?a ?vvi?6ä),
so ist nach seiner Meinung irgendwo ein Leben verloschen, ein Mensch gestorben. Von den
Sternbildern sind ihm blos bekannt: der große Bär (kurnszika), der Krebs (rak) und der
Steinbock (exepeka). Erglänzt die Milchstraße (ckorvka) am Firmamente, so ist gutes
Wetter zu erwarten. Von großer Bedeutung ist für den Rnthenen das Erscheinen eines
Kometen (nieka); leuchtet derselbe roth, so wird es Krieg geben, wenn jedoch weiß, so
ist Hungersnoth oder Seuche zu gewärtigen. Sonnen- und Mondesfinsternisse
sonca, misiaca) sollen deshalb stattfinden, weil die Weiber am Sonnabend
oder am Sonntage Morgens die Knüpffäden (züsac^inki), welche die Falten am Hemd-
kragen zusammenhalten, annähen, was eine Sünde sei. Neumond (nowH misiae) ist die
geeignetste Zeit, um gewisse Heil- und Zauberkräuter einzusammeln.
Blitz tkivskÄn'^ea) und Donner (Krim) sind zugleich mit den anderen Körpern
vou Gott erschaffen und dem Teufel übergeben worden; doch nahm ihm diese, wie schon
erwähnt, der heilige Elias ab. Schlägt irgendwo der Blitz ein und zündet er, so kann dieses
Feuer nur mit Ziegenmilch gelöscht werden. Einen vom „Donner Erschlagenen" halten
einige für einen Gerechten, andere hingegen betrachten seinen jähen Tod als eine Strafe
Gottes. Daher der Fluch: „Uriin-dz? tebe tris" — der Donner soll Dich treffen.
Ein Werk des Teufels ist ferner der Hagel (krack, tüe?a). Doch es gibt Männer,
welche ihn besprechen und dahin lenken, wo er keinen Schaden anrichten kann. Ein solcher
Hagelbeschwörer heißt .kracko^ve^ (Hagelmann) und führt seine Beschwörung folgender-
maßen aus: Sobald die graugelbe Hagelwolke naht und in der Luft ihr Sausen vernehmbar
wird, entkleidet sich der Beschwörer entweder ganz oder behält nur das Hemd an; mit
der einen Hand ergreift er sodann einen alten Hut, mit der anderen eine Sense und segnet
damit die herannahende Wolke viermal mit den Worten: „Im Namen des Vaters, des
Sohnes und des heiligen Geistes, Amen (viermal); Leininte, Linie, Hex!, ^ Elias, Du
Schlager! Trage diese Wolken hinweg auf die Wälder, auf die Felsen, dorthin, wo weder
Ackerfeld, noch Obstbäume zu finden sind; und solltest Du dies nicht thun, so wirst vor
Gott Du der Schuldige sein." Hierauf kommen noch kurze Gebete. Um ein Saatfeld vor
Hagelschlag zu beschützen, gräbt man wohl auch an den vier Seiten desselben geweihtes
Osterbrot (ärws) ein. Auch werden bei herannahendem Gewitter die Kirchenglocken
geläutet, sowie eine Schaufel und ein Besen kreuzweise vor die Hausthür geworfen. Nach
dem Regen erscheint dann gewöhnlich der Regenbogen (6ukü, ^vssslka), welcher nach
der Meinung des Volkes den Regen aus den Wolken aufsaugt, worauf schönes Wetter
eintreten muß.
' Mir unverständliche Zauberworte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch