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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 270 -
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270 sich, wie schon erwähnt, die erwachsene Dorfjugend, um Todtenwache (lubok oder prewekje) ^ zu halten und gesellige Spiele, selbstverständlich ohne Gesang, aufzuführen. Wird der Sarg gehoben, um aus der Stube zunächst in die Kirche und dann auf den Friedhof getragen zu werden, so senkt man denselben dreimal über jeder Schwelle des Hauses, als wenn der Todte Abschied nehmen wollte; die Angehörigen aber bleiben in der Stube zurück, schließen schnell Thür und Fenster zu, daß nicht der Todte Jemanden nach sich rufe und kommen erst nach einer Weile heraus, um an der Beerdigung theilzunehmen. Die Hinterbliebenen sowohl, als auch bestellte Klageweiber stimmen nun unterwegs Klagelieder an. „Ei, wie konntest Du uns, lieb' Mütterchen, so lassen? Wer wird uns jetzt Essen verabreichen? Wer wird uns jetzt Pflegen und kämmen? — O! meine theuere Mutter, wie wirst Du hier so vereinsamt liegen", — so beklagen die Töchter den Tod ihrer Mutter. „Ei, Söhnchen, mein Söhnchen, welch' kleine Hütte hast Du Dir erbaut; wer wird Dich von nun an herzen und kosen, wie wird es Dir so kalt in der Erde sein; wer wird Dich nähren und kämmen", — so jammert die Mutter um ihr verstorbenes Kind. Dem Erwachsenen wurde in früheren Zeiten ein Kuchen, seltener eine gebratene Henne oder eine Flasche Branntwein in den Sarg mitgegeben; doch hat dieser Brauch schon überall aufgehört. Stets aber erhält der Todte einen oder zwei Kreuzer, die ihm auf die Brust gelegt oder dem Sarge nachgeworfen werden (ähnlich dem Obolos im Alterthum). Ein großer Laib Brot, in welchen fünf bis neun Stäbchen mit daran befestigten Leb- kuchen, Zwetschken und Äpfeln gesteckt werden, genannt ^parastas" o d e r w i r d dem Sarge vorangetragen und deutet auf einen alten Opferbrauch hin.^ Auch Pflegt man eine lebende, schwarz befiederte Henne über das Grab hin dem Todtengräber als Entlohnung für seine traurige Dienstleistung zu reichen und dem Todten ins Grab Geld oder Erd- klumpen nachzuwerfen. Die Trauerandacht, gleichfalls .parasws- (Todtenmesse, Requiem) genannt, für das Seelenheil des Todten, verbunden mit einem Todtenmahl, wird in der Regel in sieben, neun, vierzehn, vierzig Tagen oder in einem Jahre nach beendeter Seelenmesse im Trauer- hause selbst abgehalten, worauf gekochter Weizen (kole^o) und andere Speisen genossen und unter die Gäste kleine Kuchen mit Wachslichtern, sowie Töpfchen, die mit Wasser gefüllt sind, vertheilt werden. Bei der Übergabe der Kuchen und Töpfchen wird stets der Name des Verstorbenen genannt, für dessen Seelenheil (2a N.) die Gabe gespendet wird. Auch für sein eigenes Seelenheil Pflegt der Hausvater ein Töpfchen mit den Worten zu spenden: „Im Vorhinein für meine Seele" (na, vvporecl maji äusÄ). Hernach werden ' lubok — Liebesdienst; „prsvshs- — vom rumänischen xrivsxkierea — Wachen, Bewachen. 2 das Danebenstehende, weil dieses so aufgeputzte Brot sowohl im Trauerhause, als auch iu der Kirche neben dem Leichnam aufgestellt wird. Wird das Schlußgebet für den Todten verrichtet, so wird der «xarastas- dreimal gehoben und gesenkt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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