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die Lieblingsspeisen des Verstorbenen unter die Theilnehmer des Todtenmahles vertheilt.
Trinkt der Landmann bei dieser Gelegenheit, so läßt er einige Tropfen zur Erde fallen,
das ist er opfert sie den Todten (lidativ).
Am Samstage vor Pfingsten (gukota pomers^ek, werden Hierlands
die Grabkreuze mit Kränzen geschmückt und auf den Grabhügeln Kerzen angezündet, worauf
der Priester über jedem Grabe Gebete für die Todten verrichtet.
Die Trauer nach einem theueren Verblichenen dauert in der Regel ein Jahr,
mindestens jedoch sechs Wochen im Kotzmaner Bezirke. Will aber ein Mädchen nach
Ablauf dieser sechs Wochen tanzen, so „kauft es sich von der Trauer los" (vvikuMi^es^a),
indem es auf den Tanzboden einiges Kleingeld wirst.
Das Weltende lkonee sv?ita) schließlich stellt sich der Bukowiuer Rutheue
folgendermaßen vor: Zunächst werden viele blutige Kriege Hungersnoth (kütoch
und Henschreckenschwärme (saranc?a) die Erde heimsuchen, Vögel mit eisernen Schnäbeln
werden erscheinen und allen Lebenden die Augen aushacken; ein riesiger Auerochs (buMot)
wird alles Wasser der Flüsse und Teiche austrinken und die Wiesen und Felder abweiden.
Darnach wird die Erde sieben Klafter tief brennen und ein Sturm auf der ganzen Erde
tosen, der drei Erdhügel in die Josaphatebene zusammenwehen wird. Dann erst wird
Christus erscheinen, um auf jenen Hügeln das große Weltgericht zu halten. Während aber
das Urtheil über die Ungerechten gesprochen werden wird, wird die heilige Gottesmutter
in tiefen Schlaf versenkt liegen, damit durch ihre warmen Fürbitten der Lauf der ewigen
Gerechtigkeit nicht gehemmt werde.
Die Huzulen.
Den Rutheuen im engeren Sinne oder, wie sie sich selbst nennen, den Rnsnaken,
sind die Huzulen engverwandt. In Sprache und Sitte stehen sie ihnen sehr nahe, und
deshalb sind sie, wie dies auch die Behörden zu thun pflegen, den Rutheuen im weiteren
Sinne zuzuzählen, welche außer ihnen und den bereits geschilderten Rusnaken bekanntlich
auch noch andere, einander überaus nahe verwandte Zweige umfassen. Von den galizischen
Huzulen werden jene in der Bukowina durch das Thal des Ezeremosz, des weißen Ezeremosz
und des Perkalabbaches geschieden; doch stehen sie einander sehr nahe. Das stärkste
Unterscheidungsmerkmal ist wohl das verschiedene Religionsbekenntniß; während nämlich
die Huzulen Galiziens griechisch-katholisch sind, gehören diejenigen der Bukowina fast
ausschließlich der griechisch-orientalischen Kirche an. Doch auch iu Sitten, Kleidung und
Sprache machen sich einzelne Unterschiede bemerkbar. So wird der nationale Rock der
huzulischen Frauen in Galizien aus zwei Schürzen gebildet, während die Hnzuliu in der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch