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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 288 -
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288 Blute des Teufels entsprossenes Kraut gehalten, weshalb sie nicht nur selbst nicht rauchen, sondern das Tabakrauchen in ihren Häusern auch Anderen nicht gestatten. Daher fehlen in ihren Dörfern die Tabaktrafiken. Eidesablegnng ist ihnen unter keiner Bedingung, nicht einmal vor Gericht, gestattet, weshalb sie daselbst nach den abgegebenen Depositionen folgende Formel hersagen: ej, ^ istinu pruväu das ist „wahrlich, wahrlich, ich habe die reine Wahrheit gesagt!" Doch wird in letzter Zeit oft davon Umgang genommen und entweder vor einem vom Hause mitgebrachten oder vor dem Gerichtskreuze geschworen. Früher sträubten sie sich gegen die Zählung und die Zeichnung ihres Viehstandes mit Brand- oder sonstigen Malen, indem sie dies als nach ihren religiösen Grundsätzen verpönt und unzulässig erklärten. Auch bekommt man noch zu hören, daß einer gezählten Kuh das Euter verdorre und versiege und die Milch einer gezeichneten Kuh ungenießbar sei. Erwähnenswerth ist der Umstand, daß sie ihre in den Städten erkrankten Brüder sofort nach ihren Dörfern transportiren, wodurch oft ansteckende Krankheiten auf's Land verschleppt werden. Ärzte ziehen sie auch bei den schwersten Krankheitsfällen nicht zu Rathe, weil Gott allein alle Krankheiten heile. Kartenaufschlagen, Beschwören :c. wird für sündhaft gehalten. Die Hunde verachten sie als die unreinsten Thiere; dieselben dürfen ihre Häuser nicht betreten, obwohl sie deren nächtliche Wachsamkeit in Höfen nnd Obstgärten vielfach in Anspruch nehmen. Die Lippowaner sondern sich ängstlich von den Andersgläubigen, die sie als unrein betrachten, ab und beschränken ihren Verkehr mit denselben anf die dringendsten Geschäfte. Doch glauben sie, daß ein verheiratheter Mann seine Ehefrau verlassen oder wegjagen und mit einer Jüdin leben dürfe, wenn es ihm nur gelinge, selbe dem Christenthume zuzuführen. Um sich dnrch den Besuch von Andersgläubigen nicht zu verunreinigen, hielten sie früher für solche eigene Teppiche in Bereitschaft, womit die dem Gaste zum Sitzen dargebotene Bank bedeckt wurde. Falls sich aber der Ankömmling auf eine bloße Bank niedergelassen hatte, so wurde dieselbe nach dessen Abgang blank gescheuert. Sie essen und beten nie mit Andersgläubigen zusammen, auch trinken sie selten aus dem Glase eines Nichtlippowaners, weshalb manche auf Reisen ein eigenes Trinkgefäß mit sich führen. Wenn sie trinken wollen, so bekreuzigen sie sich zuerst, woraus gewöhnlich der ganze Inhalt des Glases in einem Zuge ausgetrunken wird. Dieser Vorgang wird ganz genau auch vor und nach dem Essen beobachtet. Ihre Priester aber müssen vor dem Essen und Trinken die Speisen und das Getränk segnen. Sie bekreuzigen sich mittelst des Zeige- uud Mittelsingers im Gegensatze zu den Orthodoxen, die das Kreuz mit dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger machen. Auch der Segen wird mittelst der obenangeführten Finger von ihren Priestern ertheilt. Das Kreuz der Lippowaner hat folgende Form ^ , besteht also aus vier Balken und acht Enden. Die Kreuze an ihren Kirchen sind nicht aus Metall,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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