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zumeist sehr drückenden Bedingungen unterwerfen. Es sei hier nur erwähnt, daß sie sich
mit sechs Joch, und zwar noch zu rodenden Waldgründen begnügen mußten. Noch schlechter
erging es den zahlreichen Nachzüglern. Sie wurden lange im Lande hin nnd her
geschoben, bis sie endlich ein leidliches Unterkommen fanden.
Das Beispiel der Religionsfondsgüter-Verwaltung nachahmend, begannen nunmehr
auch Privatgrnndherren deutsche Einwanderer aufzunehmen, um durch sie den Ertrag
ihrer Güter zu erhöhen. So siedelte im Jahre 1850 die damalige Eigenthümern von
Moldanisch-Banilla, Petronella Theodorowicz, 20 theils aus Böhmen (aus der Klattauer
und Bndweiser Gegend), theils aus Niederösterreich stammende deutsche Familien in der
Nähe des genannten Ortes an und legte dadurch den Grund zu der Attiuenz, seit l887
aber selbständigen Gemeinde Augustendorf. In den Sechziger-Jahren sind zwei deutsche
Kolonien auf dem der freiherrlichen Familie Wassilko-Sereeki gehörenden Gute Berhomet
am Sereth, nämlich Alexandersdorf (1863) und Katharinendorf (1869), gegründet
worden. Beide Orte erhoben sich auf öden, ganz werthlosen Grnndeomplexen. Die
Ansiedler, Schwaben aus Jliszestie und Tereblestie, sowie aus der in Galizien gelegenen
deutschen Ausiedlung Brigidau, sind jedoch nur Pächter der von ihnen urbar gemachten
Gründe. Anf einer Privatherrschaft ist auch die jüngste deutsche Eolouie in der Bukowina,
Zadowa am Sereth, entstanden. Dazu haben im Jahre 1885 David Kranz und kurz
darauf auch die Antheilsbesitzer Johann v. Baloszeskul und Alexander Ritter v. Gojan
den Grund und Boden käuflich überlassen.
Bei der starken natürlichen Vermehrung der deutschen Colouisteu mußte dieseu
der ihnen ursprünglich zugetheilte Grund und Boden bald zu enge werden. Sie suchteu
sich darum nach allen Seiten auszubreiten. So kommt es, daß in der nächsten Umgebung
der deutschen Ansiedelnngen (z. B. in Rohozna bei Sadagora, in Mitoka-Dragomirna
bei Nen-Jtzkauy, in Glitt bei Lichtenberg, in Klosterhnmora bei Bori und Pojana Mikuli,
in Negrileassa, Ostra uud Stulpikany bei Schwarzthal u. s. w.) das deutsche Element
stark hervortritt. Aber auch in ganz entlegene Gegenden der Bukowina hat der Kamps
ums Dasein den deutschen Ansiedler geführt. Dieser Ausbreitung der Coloniften sowie
dem Umstand, daß infolge der Verbindung mit dem Kaiserstaate an sich zu allen Zeiten
aus den übrigen Kronländern Deutsche als Soldaten, Beamte, Gewerbs- uud Handels-
leute in die Bukowina kamen und sich dann häufig daselbst bleibend niederließen, ist es
zuzuschreiben, daß es heute hierzulande nur wenige (etwa 15) Gemeinden ohne deutsche
Bewohner gibt. Besonders zahlreich ist die deutsche Bevölkerung in den Städten und
einigen Märkten. In Czernowitz beträgt sie 50, in Kimpolung 33 8, in Radautz 66 15,
in Sereth 60 70 und in Snezawa 58 33, dann in Gurahumora 78 9, in Unter-Stanestie
36 54, in Storozynetz 40 07, in Wiznitz 90 06 Proeente der Bevölkerung. Im ganzen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch