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Die blutigen Waffengänge zwischen den Pvlen und Moldauern ruhten auch in den
folgenden Jahrzehnten nicht. Gegen das Ende des XVII. Jahrhunderts durchzog der
mächtige Türkenbezwinger Sobieski die Bukowina, da die Moldau damals bereits zu einem
Vasallstaat der Türkei herabgesunken war. Das Land wurde verwüstet und selbst der
Leichnam des heiligen Johannes von Snczawa nach Galizien entführt, woher er erst nach
hundert Jahren wieder nach Snczawa gebracht wurde. Auch die Befestigungswerke, welche
Sobieski um die Kirche des heiligen Axentins zu Suezawa errichten ließ, sowie der Name
„Zamka", der jetzt für die genannte Kirche und ihre Umgebung allgemein üblich ist,
erinnern an jene vergangenen Zeiten, ebenso wie die Sage über den Sobieski-Brunnen in
Woloka. Noch im Jahre 1870 konnte man in der Sanct Georgs- und in der Demetrius-
Kirche zu Suczawa in die Wand eingeritzt polnische Namen lesen, in ersterer daneben die
Jahreszahl 1698 und die Bemerkung: „Beim Abmarsch". Erwähnenswerth ist auch eine
Urkunde, vermöge welcher König Sobieski am 20. December 1691 dem Edlen Stefan
Holnbowski für dessen militärische Verdienste die im Czernowitzer Districte am Pruth-
slnsse gelegenen öden Gebiete von Pjedykontz unter der Bedingung schenkte, daß derselbe
für die Erhaltung der Brücken in jener Gegend Sorge trage.
Aber nicht nur kriegerische Ereignisse führten die Polen in die Bukowina; frühzeitig
entwickelten sich auch mannigfaltige andere Beziehungen. Da das römisch-katholische
Bisthum Sereth, welches vom Jahre 1371 bis zum Jahre 1401 bestand, von dem
Krakauer Erzbischose Florian errichtet worden war, so ist es leicht erklärlich, daß unter
den Bischöfen und Geistlichen dieser Diöcese sich Polen fanden; so stammte insbesondere
Andreas II., welcher von etwa 1385 bis 1387 auf dem bischöflichen Stuhle von Sereth
saß, aus dem polnischen Geschlechte der Jastrzebiec. Ebenso ist es selbstverständlich, daß
diese Geistlichen in steter Beziehung zu den polnischen verblieben. Als der Pater Janitor
des Dominicanerklosters in Sereth vom heiligen Grabe ein Linnentuch brachte, schickte
er einen Theil desselben nach Kamieniec, einen anderen nach Lemberg. Kanin hatten diese
Beziehungen durch die Verlegung des Bisthums von Sereth nach Bakan eine Störung
erfahren, so trat ein nm so regerer Verkehr der Lemberger Kaufleute in der Bukowina
ein. Grundlegend hiefür war die Urkunde, welche der moldauische Fürst Alexander der
Gute am 8. October 1407 „zu Ehren seines Herrn, des Königs von Polen" den Lemberger
Kaufleuten verlieh, und die später öfters bestätigt wurde. Indem diese Urkunde einen
bestimmten Zollsatz festsetzte nnd die Kaufleute vor ungebührlichen Forderungen sicher-
stellte, veranlaßte sie einen sehr lebhaften Handelsverkehr von Lemberg über Ezernowitz,
Sereth nach Suczawa, und von da nach allen Himmelsgegenden. Da Suczawa der Mittel-
punkt dieses Handelsverkehres war, so befand sich auch daselbst der Stapelplatz und die
Hanptmauthstation. Die Lemberger Kaufleute erhielten das Recht, sich in Suczawa eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch