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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 310 -
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310 Österreich von der Türkei die Bukowina als eine Attinenz Galiziens und als ein von Polen dem Kaiserhause anheimgefallenes Recht zurückgefordert. Als die Bukowina an Österreich fiel, befanden sich wohl keine Polen im Lande. Die wirren Verhältnisse in den letzten Jahrzehnten der türkischen Herrschaft dürften sie verscheucht haben. Aber schon im Gefolge Splenyis fanden sich einzelne Polen ein. Wenn die Angabe der Chronik der römisch-katholischen Pfarre in Czernowitz richtig ist, daß der galizische Grenzcommissär Thomas Edler von Woicikiewicz, welcher mit dem General Splenyi nach Czernowitz gekommen war, zu den ersten Bekennern des lateinischen Ritus in dieser Stadt zählte, so dürfen wir in ihm auch einen der ersten Polen, welche sich in der Hauptstadt des Landes ansiedelten, erblicken. Die Zahl derselben vermehrte sich hierauf durch nachkommende Beamte, Geistliche, Handwerker und Soldaten, ferner besonders auch durch Personen des dienenden Standes. Gefördert wurde diese Einwanderung durch die im Jahre 1786 erfolgte Verbindung der Bukowina mit Galizien, welche erst um die Mitte unseres Jahrhunderts gelöst wurde. Zu dieser Zeit siudeu wir besonders unter den Beamten sehr viele Polen. Daraus erklärt sich auch, warum noch gegenwärtig in der amtlichen Schreibung der Bukowiuer Ortsnamen die polnische Orthographie vorherrscht. Auch die römisch-katholischen Seelsorger waren zumeist polnischer Abkunft, und zwar auch in deutscheu Gemeinden, ohne daß sie der Sprache ihrer Pfarrkinder mächtig waren. Trotzdem ist die Zahl der Polen, welche sich im Lande ansiedelten, eine geringe. Zur Zeit, da die Bukowina nach mehr als sechzigjähriger Verbindung mit Galizien ihre Selbständigkeit wieder erhielt, zählte man nur etwa 4000 Polen, was etwas mehr als 1 Proeeut der damaligen Gesammt- bevölkernng ergibt. Seither hielt sich die absolute Zahl der Bukowiner Polen ziemlich beständig in der angegebenen Höhe, trotzdem die Bevölkerung der Bukowina rasch anwuchs. Wenn hierauf im Jahre 1880 über 18.000 und zehn Jahre später fast 24.000 Polen gezählt wurden, so ist dieses überraschende Anwachsen aus dem Umstände erklärlich, daß bei diesen Zählungen nicht die Abkunft, sondern die Umgangssprache maßgebend war und daß diese in der Bukowina weit über den Kreis der eigentlichen Polen verbreitet ist. Die Polen der Bukowina bekennen sich ebenso wie ihre Brüder in anderen Ländern insgesammt zur römisch-katholischen Kirche. Man hat sich daher im Lande gewöhnt, wiewohl die Bewohner mit polnischer Umgangssprache nur etwa ein Drittel aller Katholiken desselben ausmachen, die römisch-katholische Consession als die polnische zu bezeichnen, ebenso wie das Volk oft statt griechisch-orientalisch oder nichtuuirt sich des Ausdruckes „rumänisch" bedient und statt griechisch-katholisch oder uuirt die Bezeichnung „rnthenisch" verwendet. Nicht ohne Einfluß auf die erwähnte Bezeichnung mag der Umstand sein, daß auch gegenwärtig wie in den früheren Jahrzehnten die meisten römisch-katholischen Geistlichen Poleu sind.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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