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nur aus Stangenholz zusammengestellt. Mit Ausnahme der älteren, flachen Dächer im
Gebirge, welche zwei Seitengiebel besitzen, ist das Dach allseitig abgewalmt, ziemlich steil
und mit Stroh oder Schilf, wohl auch mit Kukurutzstäugeln, mit Drauitzeu, in neuerer
Zeit auch mit geuutheteu Schindeln gedeckt. Die flachen Dächer tragen Bretter oder
Legschindel. Gesichert werden diese durch darübergelegte, mit Steinen beschwerte Stangen,
welche an vorspringende Pfettenhölzer mittelst Holzbändern befestigt sind.
Das Kleinbauernhaus besteht in der Regel aus einem schmalen Vorraume, an den
sich rechts, die Südostseite einnehmend, eine Stube und gewöhnlich noch links eine schmale
Kammer anschließen. Die Stube mißt oft kaum viereinhalb Meter im Geviert, die
Kammer ist gar nur ungefähr zwei Meter breit. Stube und Kammer besitzen bei einer
inneren Höhe von kaum zweieinhalb Meter eine auf einem Unterzuge ruhende und auf
dem Dachboden mit Strohlehm verschmierte Bretterdecke, während das Vorhaus einer
Überdeckung ganz oder zu seinem größten Theile entbehrt. In der Stube sowohl, die zur
Winterszeit als Küche dient, wie in der Kammer, in welcher, falls nicht etwa im Hofe ein
Holzhäuschen als Sommerküche vorhanden ist, während der warmen Jahreszeit gekocht
wird, befinden sich nahezu zwei Meter im Quadrat messende Öfen mit je einem Back-
raume, gewöhnlich aus einem, mit Lehm verstrichenen Holzgerüste oder aus Flechtwerk
coustruirt, deren Rauch durch Wandlöcher in den Vorraum zieht und von da in das Dach
dringt, sich durch die Fugen der Eindeckung oder durch Dachlucken seinen Weg ins Freie
suchend. Sehr selten besitzt das Haus einen besonderen Rauchfaug, welcher diesfalls aus
Brettern oder Flechtwerk mit Lehmverstrich zusammengefügt erscheint.
An der Südostecke der Stube sind ein Kruzifix und einige Heiligenbilder, diese roh
auf Holz oder Glas gemalt, befestigt, vor welchen der Tisch steht; längs der Süd- und
Ostseite ziehen sich gewöhnliche Bänke herum; an der Nordseite aber ist die oft mehr als
einen Meter breite, bankartige Lagerstätte angeordnet. Als solche dient auch der hinter
dem Ofen und über dem Backraume verbleibende Winkel. Passend angebrachte Wandbretter
tragen die werthvollste Habe der Familie: eine Anzahl zumeist im Hause aus selbst-
gesponnenen Fäden gewebter Leinen, Teppiche und Kotzen, sowie die Bekleidungsstücke,
für welch' letztere wohl auch eine mit Kerbschnittverzierungen versehene, oder, in neuerer Zeit,
mit bunten Malereien geschmückte Truhe dient. Neben der Stubenthüre bemerkt man an
der Wand ein Brett oder Gefach für die Teller, Holzlöffel, das Salzfaß u. s. w., neben
dem Ofen Stangen zum Aufhängen von Wäsche. Sonstige Einrichtungsstücke, eine Uhr
oder dergleichen fehlen, höchstens findet man in der Stube neben einem Webstuhle ein
paar primitiv hergestellte Sessel und einen in der Wand befestigten Spiegelscherben. Im
Großen und Ganzen gleicht der eben beschriebene Raum, abgesehen von den Lagerstätten,
einer nach fränkischer Art angelegten Bauernstube.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch