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das Verhältniß, das zwischen der bukowinischen Fortsetzung des nordpokntischen Dialectes
und ihrem galizischen Typus besteht, dar. Wohl sind auch hier in dem Landstriche, der
unmittelbar an Galizien grenzt, zwischen der bukowinischen Fortsetzung des nordpokntischen
Dialectes und ihrem galizischen Typus irgend welche Unterschiede nicht wahrnehmbar,
allein sie treten in demselben Maße zum Vorschein, je weiter wir in der Richtung gegen
Südosten fortschreiten. Die wichtigsten dieser Unterschiede sind: 1. Der Wechsel zwischen
i und e; 2. die überaus weiche Aussprache der Palatalen: e, 8 und 2; 3. der Ausfall der
Endung t in der dritten Person der Einzahl der gegenwärtigen Zeit der mittelst des
Suffixes i gebildeten Verbalthemen, wodurch Formen, wie: rc>kv, I,jukv, (unter
dem Einflüsse der unter 1. erwähnten Eigenthümlichkeit sehr häufig auch, wie: rode, Hube,
eliväo gesprochen) statt der üblichen: rodvt, lAidvt, eluxivt entstehen; 4. der Ausfall des
schließenden t auch in der dritten Person der Mehrzahl der gegenwärtigen Zeit der
Verbalthemen der nämlichen Classe, wodurch wieder Formen, wie: roHa, IjukM, elioäja
statt der üblichen: rob^t, IjuHat, ekochak zum Vorschein kommen.
Zur Literatur der Bukowiner Rutheuen übergehend, müssen wir vor Allem
constatiren, daß dieselbe in der älteren Periode nichts, in der neueren nur wenig
specifisch Bukowinisches bietet, sowie, daß sie in der älteren Periode überhaupt nur
im Zusammenhange mit der gesammtrussischen und der südslavischen, in der neueren nur im
Zusammenhange mit der kleinrussischen Literatur behandelt und verstanden werden kann.
Was zunächst die ältere, von der Einführung des Christenthums in der Bukowina,
also von beiläufig dem Anfange des XI. Jahrhunderts, bis in die ersten Decennien dieses
Jahrhunderts sich erstreckende Periode anbetrifft, so ist als das charakteristische Merkmal
derselben in sprachlicher Beziehung der Gebranch des Kirchenslavischen, in inhaltlicher
das Überwiegen kirchlicher Interessen und Anschauungen zu bezeichnen. Zwar ist es
theoretisch nicht ganz ausgeschlossen, daß in dem Gebiete, das auf Grund einer alten,
urkundlich schon im XIV. Jahrhunderte nachweisbaren Nomenclatnr nunmehr die Bukowina
heißt, das aber bis zur Errichtung eines besonderen moldauischen Reiches (also bis
ungefähr zum Jahre 1350) einen Bestandtheil zunächst der altrussischen Collectivmonarchie,
dann speciell des Halicz-Wladimir'scheu Territoriums bildete, außer den streng gottes-
dienstlichen oder liturgischen Büchern auch noch Abschriften von Literaturdenkmälern
weltlichen Inhaltes, wie beispielsweise das Lied vom Heereszuge Igors u. a., vorhanden
waren, allein erweisen läßt sich dies keineswegs. Ja, selbst von den Denkmälern, die, weil
für den vorgeschriebenen Gottesdienst unumgänglich nothwendig, seinerzeit gewiß vorhanden
waren, hat sich so gut wie nichts erhalten. Als eine vereinzelte Ausnahme könnte in
dieser Beziehung höchstens der Evangeliencodex gelten, der sich gegenwärtig im Kloster
Pu tua (erwähnt seit 1459) befindet und darum schlechtweg Lvan^elianum ?utnanuin
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch