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einerseits, über Kleinasien, Armenien und Georgien bis an den Kaukasus anderseits
erstreckt und sich später, mit der Ausbreitung des Christenthums, nordwärts über die
Donau bis in das südliche Rußland ausdehnte. Innig, auch national, hängt ferner die
Bukowina mit den ehemaligen Donanfürstenthümern und besonders mit der Moldau
zusammen, mit welcher sie Jahrhunderte lang durch die gleichen Regenten, von denen
viele hier sogar residirten, vereinigt war.
Eine Kunstgeschichte des Landes ist noch nicht geschrieben worden; gerade in diesem
Wissenszweige erweist sich das Studium als verhältnißmäßig schwierig. Abgesehen von
einer Monographie über die Kirchenbauten in der Bukowina ist man hier noch
größtentheils auf Autopsie und auf eigene Aufnahmen angewiesen. Das Arbeitsfeld ist
ein überraschend ergiebiges. Es erstreckt sich ziemlich gleichmäßig vorwiegend über den
südöstlichen Theil des Landes und über die ehemalige Moldau, derart, daß alles, was
sich bis ins vorige Jahrhundert im Allgemeinen über die bildenden Künste in der
Bukowina sagen läßt, gleichzeitig von der Moldau und der Walachei gilt. Daß noch
manche Lücke besteht, welche durch weitere, historische und kunstgeschichtliche, sich gegenseitig
ergänzende Forschungen ausgefüllt werden wird, ändert an dieser Thatsache nichts.
Wir sondern den Stoff in zwei Zeitabschnitte. Hievon reicht die ältere Periode
ungefähr bis zum letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts, das ist bis znr Übernahme
der Provinz in die österreichische Verwaltung, während die neuere die Entwicklung der
Künste im lailsenden Jahrhundert in sich begreift.
Die nach der Wende des ersten Jahrhunderts von Trajan geschaffene römische
Provinz Dacieu erstreckte sich nördlich bis nahe an die heutige Bukowina. Ob daselbst
einzelne römische Ansiedelungen bestanden und ob seitens der Römer Erdwerke oder sonstige
Bauten aufgeführt wurden, wissen wir nicht; außer einer größeren Zahl römischer Münzen
und zwei, für römisch gehaltenen Ziegelfragmenten hat man bisher dem Boden des Landes
keinerlei Funde entnommen, welche als sichere Beweise für die Richtigkeit einer derartigen
Annahme gelten könnten. Die Wahrscheinlichkeit spricht indeß dafür, wenn man in Betracht
zieht, daß nicht blos eine Anzahl unter dem Namen „Trajanswälle" bekannte, bis hundert
und mehr Kilometer lange, mächtige Erdaufwürfe in der Dobrudfcha und in Beffarabien,
sondern ähnliche, ebenfalls Trajan zugeschriebene Wälle auch in Podolien — also südwärts
und nördlich der Bukowina — bestehen; wenn man sich an die großartige, den Übergang
ins Dakerland bewerkstelligende, bei Turn-Severin bestandene Trajansbrücke erinnert und
wenn man bedenkt, daß das Nachbarland Siebenbürgen mit römischen Alterthümern
förmlich übersäet ist.
In der Bukowina selbst finden wir eine mächtige, anscheinend nachrömische
Vertheidigungsanlage auf dem Miserdziw-zamki bei Hlinitza: eine ausgedehnte Wallburg,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch