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ehemaligen Klosterkirche Solka stammt und von der Kirche in St . Onnfr i . Viele
Bilderwände wurden in jüngerer Zeit verfertigt und sind mit barocken, ü jour geschnitzten
Ornamenten, sowie in Decor und Vergoldung oft überladen ausgeführt; einzelne stammen
aus Rußland. Steinerne Ikonostasen, wie sie in Georgien manchmal vorkommen und auch
an einzelnen alten Athoskirchen nachgewiesen wurden, findet man in der Bukowina nicht.
Von sonstigen Kircheneinrichtungsgegenständen sind die aus älterer Zeit herrührenden
Thronsessel und die Chorstühle oder gtruni, letztere mit schmalem, gewöhnlich aufklappbarem
Sitzbrett versehen, hervorzuheben. Einfach in der Form, ost roh und manchmal mit
in verschiedenen Farben nnd Vergoldung gehaltenem Anstrich versehen, zeigen sie hübsch
durchgeführte, abwechslungsreiche band- und rosettenartige Kerbschnittverzierungen mit
vorwiegend romanischen und gothischen Formen, in orientalischer Manier ausgeführtes
Gitterwerk mit gedrehten Säulchen, ausnahmsweise auch Wappen, kleine Jagdscenen
und ü j»ur gearbeitetes gothisches Maßwerk. Die schönsten Beispiele finden sich in
Woronetz und Watra-Moldawitza. Die letztgenannte Kirche besitzt auch ein in byzantinischen
Formen gehaltenes Triptychon, dessen Schlagleiste den verknüpften Wulst zeigt, ferner
zwei achteckige Sängerpulte, reich geschnitzt, bemalt und vergoldet, an welchen ebenfalls
der verknüpfte Wulst wiederholt vorkommt. Ähnliche Sängerpulte sieht man auch in
Woronetz, hier überdies noch ein zusammenklappbares, mit Drechslerarbeit verziertes
Lesepult. Ein einfaches, mit kleinen hübschen Malereien versehenes Triptychon aus
Stefan Georgs Zeit besitzt sodann die Pfarrkirche in Pntna, während in der Klosterkirche
daselbst eine Truhe aus Eibenholz mit eingravirten religiösen Darstellungen bemerkens-
werth ist, die aber unstreitig aus einem westlichen Lande stammt.
Uuser besonderes Interesse erregen die fast ausschließlich kirchlichen Zwecken dienenden
Gegenstände der Kleinkunst, Geschenke der moldauischen Fürsten und ihrer Familien-
angehörigen, der Bischöfe und Bojaren, hie und da anch russischer Fürsten. Wohl gingen
zahlreiche Gegenstände theils durch Raub und Plünderung, theils durch Einschmelzen,
vielleicht auch gelegentlich der Aufhebung der Klöster durch ansgewanderte Mönche oder
auf andere Weise verloren; doch reicht das jetzt noch in der Bukowina Vorsindliche
hin, um ein Bild von der bedeutenden Sorgfalt zn gewinnen, die man auf die
Herstellung derartiger Gegenstände aufwendete und von der Geschicklichkeit der Künstler
in mikrotechnischer Schnitzerei, wohl auch in der Herstellung getriebener Metall-Reliefs
und Silber-Filigranarbeiten.
Zahlreich sind die in Buchs-, Sandel- oder Eedernholz äußerst zierlich sculpirteu
dreiarmigeu, iu der Regel mit Silber beschlagenen Handkreuze, in welchen oft Reliquien
aufbewahrt werden und deren Vorder- und Rückseite mit Heiligenfiguren, Scenen aus
der Bibel oder ritualeu Handlungen geschmückt sind. Pntna besitzt u. a. ein solches
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch