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Fruchtfolge zu binden. Dabei ist der Großgrundbesitzer, beziehungsweise der Pächter bestrebt,
die in einer bestimmten Gegend besonders beliebte, weil daselbst besser gedeihende Frucht,
so im Dniestrplateau den Weizen, im Pruth- und unteren Czeremoszthale den Mais, in
den mittleren fruchtbaren Gebieten den Hafer in thunlichst großer Ausdehnung zu bauen.
Da Weizen und Mais unter den allgemein gebauten Körnerfrüchten die anspruchsvollsten
sind, so erfolgt wenigstens ein Theil des Anbaues dieser beiden Früchte in die frisch
gedüngte Brache oder mindestens in das zweite Feld, der andere oft größere Theil des
Anbaues erfolgt nach dieser oder jener Frucht, wo man eben den Boden noch für kräftig
genug hält. Beim Kleinwirth geht das ganze Streben überhaupt dahin, möglichst viel
Mais zu bauen.
Die regelmäßige Düngung der Felder hat in den meisten Gegenden noch lange nicht
die erforderliche Ausdehnung erlangt. Obwohl die Groß- und Kleinwirthe in letzter Zeit
sich fürsorglicher auf die Erhaltung der Bodenkraft durch Stalldünger verlegen, so läßt
doch im Großen und Ganzen sowohl die Düngerproduction, als auch die Behandlung des
Düngers noch viel zu wünschen übrig, da die Sommerstallfütterung des Rindes weder
beim Groß- noch Kleinwirth üblich ist. Nur auf jenen Gütern des Großgrundbesitzes,
auf denen Branntweinbrennerei mit Ochsenmast oder trockene Ochsenmast betrieben wird,
erreicht die jährliche Düngerproduction nahezu das thatsächliche Ersorderuiß. In manchen
besser geleiteten landwirthschastlichen Betrieben des Großgrundbesitzes ist in neuester Zeit
die Verwendung von Kunstdünger, insbesondere von Knochenmehl und Phosphaten, in
Aufnahme gekommen.
Die mechanische Bodenbearbeitung befindet sich, wiewohl in den letzten 25 bis
30 Jahren manches besser geworden ist, noch immer auf einer recht rückständigen
Entwicklungsstufe. Eine nahezu abergläubische Scheu hält die bäuerlichen Kleingrund-
besitzer durchwegs, indeß auch den Großgrundwirth noch häufig genug, von jeder
Vertiefung der Ackerkrume, ja überhaupt von jeder etwas tieferen Ackerung zurück, so
daß dieselbe gewöhnlich nur auf 10 bis 12 Ceutuneter.Tiefe vorgenommen wird und
Ackerungen auf 16 bis 18 Ceutimeter Tiefe nur selten vorkommen. Untergrundwühler
oder Untergrundpflüge werden nirgends angewendet.
Zur Ackerung bedient man sich in neuester Zeit am häufigsten eines einfachen
leichten eisernen Pfluges mit Holzgrindel und einfachem Vordergestell; die Großwirthe
bevorzugen den Sackischen Universalpflug mit vorderer Schälschar. Zum Pflügen, wie
zu den wirthschaftlichen Arbeiten überhaupt, werden auf den großen Güterwirthschaften
sowohl Ochsen als auch Pferde gehalten. Gewöhnlich wird von den ersteren die doppelt
so große Anzahl verwendet und die Ackerung mit einem Ochsenviergespann vorgenommen.
Der Bedarf an Zugthieren auf diesen großen Wirthschaften wird mit je acht Ochsen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch