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und vier Pferden per 100 Joch Ackerland angenommen. Der Kleinwirth behilft sich bei
den Zugarbeiten mit Pferden oder Ochsen, je nachdem er sich diese oder jene leichter
zu beschaffen im Stande ist. Der reichere rumänische und ruthenische Bauer verwendet
zur Arbeit lieber Ochsen, hält auch sehr viel ans die Anzucht schöner großer Thiere, die
er bei den Feldarbeiten sehr schonend behandelt. Die deutschen Colouisten arbeiten zumeist
mit den von ihnen selbst gezogenen Pferden von stattlicher Größe und bedeutender
Leistungsfähigkeit. Geeggt wird mit einer recht irrationell constrnirten Egge mit vier bis
fünf kurzen und einem längeren Holzbalken, an welchen das Ortscheit angebracht ist, und
hölzernen, selten eisernen beweglichen Querleisten, so daß sich eine solche Egge im Gange nach
den natürlichen mechanischen Gesetzen in ihren Balken insolang verschiebt, bis dieselben
sich auf den geringsten Widerstand, das ist, einzelne Gruppen der Eggenzacken sich
in Reiheu hintereinander stellen; in Folge dessen bleiben recht breite Streifen des Ackers
unbearbeitet.
Zweimaliges Ackern als Borbereitung für die Saat findet nur bei Weizen und
Raps, bei Kartoffeln und Rüben statt; die übrigen Früchte werden stets nur nach
einmaliger Ackerung angebaut. Ist der Boden zu schollig, so wird in der Regel nur mit
dem Handschlegel nachgeholfen, da Riegel und Stachelwalzen nur in den nördlichen
landwirthschaftlich fortgeschrittenen Landestheilen beim Großgrundbesitze im Gebrauche
sind. Beim Eggen werden meistens nur zwei Striche, einer der Lange, einer der Quere
nach, vorgenommen; das Anwalzen der Saat mit der platten Walze ist auch nur in den
eben erwähnten Landestheilen, in denen auch die breitwürsigeu und Drillsäemaschinen
häufiger verwendet werden, üblich. In den Wirthschaften des Großgrundbesitzes sind selbst-
verständlich ausgebildetere Bodeubearbeituugsgeräthe im Gebrauche.
Zur Fertigstellung der Marktwaare dienen Getreideputzmühlen und sind solche
einfacherer Coustruction auch bei den Kleingrundbesitzern in Verwendung; da die
Anschaffung einer solchen Putzmühle für jeden einzelnen Kleingrundbesitzer zu kostspielig
ist, so ist es gebräuchlich, daß die reicheren Grundwirthe Putzmühlen kaufen und selbe
dann an die minder Bemittelten gegen ein gewisses Entgelt verleihen. Beim Großgrund-
besitze werden auch Trieurs und Sortircyliuder für das Reinigen und Herrichten des
Getreides gebraucht. Häcksel- und Rübenschneidmaschinen sind, insbesondere die ersteren,
auch beim Kleingrundbesitzer stark verbreitet. Nicht unerwähnt darf die in der Bukowina
gebräuchliche Handmühle (öoina) gelassen werden, deren sich der Bauer, ob reich ob arm,
zur Erzeugung seines täglichen Bedarfes an Maismehl und Maisgraupen bedient. Diese
Handmühle besteht aus zwei in ein Holzgestell eingefaßten kleinen Mühlsteinen von
40 bis 45 (Zentimeter Durchmesser; in dem oberen Stein ist nahe der Peripherie
eine kleine runde Vertiefung angebracht, in welche ein mit dem oberen Ende in das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch