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des Alters gab es 21.523 Stück, Hengste 853, Jungpferde bis zum Gebranche für die
Arbeit 8251.
Das Pferdematerial, das bei der Übernahme des Landes dnrch Österreich angetroffen
wurde, war von leichterem Schlage, hochedel, mit strammer Textur uud großer Ausdauer:
der orientalische Typus war sehr ausgeprägt. Die im Jahre 1819 vorgenommene erste
Zählung ergab einen Stand von 16.437 Stück. In einem großen Theile des Landes
wird durch die vorhandenen Weiden und die mit kurzen nahrhaften Gräsern bewachsenen
Wiesen die Zucht eines edlen, strammen, flüchtigen und abgehärteten Pferdeschlages
begünstigt. In diesen Landestheilen wird ein edler leichter Reit- und Wagen-
pferdeschlag, und zwar, wo englische Hengste stehen, von etwas größerer Form, bei
Verwendung orientalischer Hengste etwas kleiner, aber sehr flüchtig und von großer
Ausdauer, gezüchtet; das beste Stutenmaterial befindet sich bei den deutschen Colonisten,
die seit der Auflösung der ehemaligen, meist sehr renommirten Privatgestüte als die
einzigen privaten Pferdezüchter bezeichnet werden können. Die Colonisten von Altsratantz,
Satulmare, Radautz, Tereblestie, Jliszestie, Neu-Jtzkauy besitzen meist einen großen Stuten-
schlag von guter Form und gutem Gang. Die Zuchtausbreitung im Lande läßt im Ganzen
viel zu wünschen übrig; der bei der bäuerlichen Bevölkerung verbreitete Landschlag ist
klein und unansehnlich; mangelhafte Ernährung und frühzeitige Verwendung drücken
demselben den Stempel kümmerlicher Existenz auf.
Eine Specialität der Bukowina ist das Huzulenpferd, das in dem gebirgigen
Westen des Landes vorkommt. Das Huzulenpferd, offenbar orientalischer Abstammung,
aber durch die eigenthümlichen Boden- und Aufzuchtverhältnisse zu charakteristischer Form
gelangt, besitzt eine Größe von 136 bis 146 Centimeter, zeigt viel Adel in Kopf und Hals,
der Körper ist lang gestreckt, tief und breit gebaut, die Gliedmassen sind kurz und stämmig,
die Nase ist tadellos, der Gang flüssig nnd mit viel Kniebug, das Temperament ruhig und
unerschrocken, die Haarfarbe oft bizarr. Dabei ist die Genügsamkeit und Ansdaner der
Huzulenpferde geradezu erstaunlich. Meist werden sie das ganze Jahr hindurch nur unter
einem Flugdach gehalten und selbst bei wohlhabenden Bauern kommen sie nur in einen
stets offenen Stall. Die Ernährungsbedingungen im Verbreitungsbezirke des Huzulen-
pferdes, das die politischen Bezirke Kimpoluug, die Gerichtsbezirke Seletin, theilweise
Solka, Uscze-Putilla und einen Theil von Wiznitz umfaßt, stehen auf einem sehr niedrigen
Niveau; von Hartfutter ist keine Rede, etwas Rauhfutter und Weidegang im Sommer,
im Winter etwas Heu und Stroh, das ihnen vorgelegt wird, sind die einzigen Ressourcen
des Huzulenpferdes. Sowohl als Gebirgspferd uuter dem schwersten Gewichte, wie auch
als Tragthier findet das Huzulenpferd ausgebreitete Verwendung und beansprucht mit
Recht den Ruf eines für die Karpathengegenden unentbehrlichen Pferdes. Die Zucht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch