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Die Milchwirthschaft spielt nur in der unmittelbarsten Nähe der Städte und bei
den deutschen Ansiedlern, die Butter für den Handel erzeugen, eine Rolle; bei der länd-
lichen Bevölkerung wird die gewonnene Milch zumeist in der Familie consumirt.
Die Haltung und Zucht der Schweine ist in der Bukowina eine sehr beträchtliche
und allgemein verbreitete. In den Bezirken Czernowitz, Kotzman, Sereth, Snezawa und
Radautz wird die Schweinezucht von den Kleinwirthen sehr schwungvoll betrieben; über
92 Procent der Schweinebesitzer halten nur zwei bis fünf Stück. Da von Händlern viel
Schweine für den Export nach den westlichen Ländern aufgekauft werden, die Händler
im Lande herumreisen, die Producenten aufsuchen und bei ihnen die Thiere aufkaufen, so
ist die Aufzucht der Schweine für die Kleinwirthschaft lohnend und bildet für sie eine
nicht unbedeutende Einnahmsquelle. Der Stand der Schweine ist im steten Zunehmen
begriffen und betrug im Jahre 1890 131.783 Stück. Die früher allgemein verbreitete
große ungarische und die kraushaarige moldauische Schweinerace, die sich wegen ihrer
allzulangsamen Entwicklung für die geänderten wirthschaftlichen Verhältnisse nicht mehr
eignete, wurde namentlich im Flachlande und in jenen Bezirken, wo die Schweinezucht
intensiv betrieben wird, durch Kreuzungsproducte mit englischen Schweineracen, Jorkshire
und Liueolnshire, die importirt werden, bedeutend verbessert. Der Verein für Landes-
cultur und die landwirthfchaftliche Mittelschule in Czernowitz besitzen reinblütige englische
Schweinezuchtherden, aus denen Eberferkel und Züchtiunen abgegeben werden.
Die in der Bukowina gezüchteten und gehaltenen Schafe gehören einer grobwolligen
Race an; vorwiegend sind es die Kleinwirthe, die sich mit der Zucht und Haltung der
Schafe abgeben. Größere Herden von über 50 Stück kommen selten vor. Am stärksten ist
die Schafzucht in den Gebirgsgegenden und von den 176.000 Stück, die im Jahre 1890
gezählt wurden, entfällt die Hälfte auf die dem Gebirgslande zugehörenden Gerichtsbezirke
Dorna, Kimpolung, Seletin, Putilla. Im Flachlande werden auf dem Dniestrplatean
im Bezirke Zastawua und am unteren Laufe des Suczawaflusses im Gerichtsbezirke
Suczawa ziemlich viel Schafe gehalten. Vielfach ist dem Bnkowiner Bauer das Schaf
unter den Prodneten des Thierreiches das, was der Mais unter den Produeten aus dem
Pflanzenreiche ist. Die Wolle wird von den Bäuerinnen versponnen nnd zur Erzeugung
des groben Tuches, aus dem die Oberkleider der Männer, Weiber und Kinder angefertigt
werden, verwendet; aus den Lammfellen werden die allgemein getragenen schwarzen
Lammfellmützen gemacht, die Milch dient zur Erzeugung des auch im Handel stark
verbreiteten Schafkäses ans dem Fleische der im Herbste geschlachteten älteren
Thieren wird ein zähes Rauchfleisch erzeugt.
Sehr allgemein verbreitet ist die Geflügel- insbesondere die Hühnerzucht, die,
da Hühnereier viel gesucht und nach Deutschland exportirt werden, immer mehr zunimmt;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch