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Wassersägen errichtet worden. Selbstverständlich waren diese Sägen durchwegs von der
primitivsten Art, sogenannte wallachische Sägen; erst mit dem Exporte des Schnitt-
materiales machte sich das Bedürfnis geltend, behufs Erzeugung feinerer Waare Wasser-
kunstsägen und später Dampfsägen herzustellen.
Gegenwärtig befinden sich im Lande im Betriebe 31 Dampfsägen und 123 Wasser-
sägen mit 146 Buudgatteru und mit 146 einfachen Gattern, mit 2.284 Sägeblättern,
144 Circnlarsägen, 6 Kopfsägen, 9 Hobelmaschinen, 1 Lattensäge, 2 Pendelsägen,
5 Bandsägen. Sie verarbeiten zusammen circa 900.000 Kubikmeter Klotzholz zu circa
500.000 Kubikmeter Schnittmateriale. In den Dampf- und Wasserkunstsägen wird der
Hauptsache nach Schnittwaare für den Export nach dem Oriente und Deutschland erzeugt,
während das auf den gewöhnlichen Sägen gewonnene Schnittmateriale zur Deckung des
localen Consnms dient.
Die Forste in der Bukowina werden hauptsächlich auf Klotz-, Bau-, Werkholz,
auf Spaltholz (Resonanzholz, Dranitzen, Schindeln), Brennholz und Kohlholz aus-
genützt. Aus den minderwerthigen Brennholzmassen wird Holzkohle für den inländischen
Consum erzeugt. Aus den Abfällen bei der Klotz- und Bauholzerzeugung werden, soweit
selbe sich hiezn eignen. Schindeln, Dranitzen und Binderholz gewonnen; das übrige harte
und weiche Brennholz bleibt als Abraumholz auf den Schlagflächen nnverwerthet zurück.
Wenn gegenwärtig bei den ausreichenden Commnnicationsmitteln nicht mehr zu
besorgen ist, daß die Nadelhölzer keine entsprechende Verwerthung finden, da die Nachfrage
um dieselben sich alljährlich mehrt, ist dagegen eine lucrative Verwerthung der massenhaften
Buchenholzvorräthe derzeit nicht möglich, weil der Brennholzconfum viel zu gering ist, um
die aufgespeicherten Holzvorräthe der meist überständigen Buchenforste in absehbarer Zeit
einer Verwerthung zuführen zu können.
In den früheren Jahren hat von der hierländigen Bevölkerung nur die rutheuische
Gebirgsbevölkeruug, die sogenannten Huzulen, sich ausschließlich der Holzschlägernng
und Flößerei gewidmet. Mit Ausnahme der geringen Feldarbeit im Frühjahre und zur
Zeit der Ernte ist der Huzule das ganze Jahr hindurch bei der Fällung, Ausformung,
Abrückuug und dem Transporte des Klotz- und Langholzes beschäftigt. Die Bevölkerung
der Ebene liefert blos Arbeiter zur Schlägerung des Klafterholzes.
Der Huzule ist ein flinker und tüchtiger, dabei genügsamer und gegen alle Witterungs-
einflüsse abgehärteter Holzschläger; er findet im Walde in einer aus Spältlingen primitiv
hergerichteten Holzhauerhütte (Koliba) sein Unterkommen und begnügt sich jahraus, jahr-
ein mit der landesüblichen Speise, dem Maisbrei (Mamaliga). Tann und wann ein
Stück Fleisch und öfter noch ein Gläschen Branntwein und während der Arbeit eine Pfeife
Tabak befriedigen die Bedürfnisse, die ein hiesiger Holzarbeiter hat.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch