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D a s Salzwerk in Kaczika. — Bald nach der Vereinigung der Bukowina mit
Österreich begann — wie erwähnt — die Staatsverwaltung mit der Salzgewinnung in
der doppelten Absicht: einmal den Salzbedarf der einheimischen Bevölkerung zu decken
und zweitens, um dem Schmuggel von Salz aus der Moldau wirksam zu begegnen. Die
Produktion beschränkte sich jedoch auf die Gewinnung von Sudsalz aus den natürlichen
Salzquellen. Zur Erzielung ausgiebigerer Zuflüsse dieser Salzwässer wurden seichte,
brunnenartige Schächte abgeteuft, und gelegentlich der Abteufung eines derartigen
Schachtes wurde um das Jahr 1790 das Salzlager zu Kaczika an seiner äußersten
östlichen Grenze angebohrt.
Die Ortschaft Kaczika, gegenwärtig die einzige Productionsstätte von Stein- und
Sudsalz in der Bukowina, liegt im politischen Bezirke Gnrahnmora an der Localbahn
Hatna-Kimpoluug in einem freundlichen kesselartigen Thale, zu welchem nur ein schmaler
Zugang an der Ostseite führt. Zur Zeit der Entdeckung der unterirdischen Schätze
bestand Kaczika, das damals zur Gemeinde Ober-Pertestie gehörte, aus einigen elenden
Hütten der dortigen Hirten. Heute ist es ein ansehnlicher Marktflecken, dessen freundlich
aussehende und solid gebaute Häuser von einer gewissen Wohlhabenheit der Bewohner
Zeugniß ablegen.
Nach der Entdeckung des dortigen Salzlagers wurde seitens der Staatsverwaltung
der regelrechte Bergwerksbetrieb in Angriff genommen. Durch rationelle Bohrungen wurde
die Ausdehnung und Mächtigkeit des Salzlagers, sowie die Beschaffenheit des Salzes
erforscht und, da das Resultat dieser Forschungen ein befriedigendes war, zur Anlage
der Saline geschritten. Zunächst wurde mit der Gewinnung von Steinsalz begonnen,
später schritt man an die Darstellung von Sudsalz, und zwar in ziemlich primitiver
Weise. Es wurden in das Salzflötz in einiger Entfernung von einander zwei ungleich
tiefe Schachte gebohrt, die unten durch einen qner dnrch das Salzlager geführten
Stollen, die sogenannte Eommunicationsstrecke, in Verbindung gesetzt wurden. Sodann
wurde in den seichteren Schacht von oben Süßwasser eingeleitet, welches sich unten mit
Salz sättigte. Überdies wurde in dem tieferen Schachte in entsprechender Höhe (jedoch
unter dem Wasserspiegel) eine Art von Holzrost angebracht, auf welchen unreine in der
Grube gewonnene Salzstücke — behufs deren Auslaugung — aufgeschüttet wurden. Die
auf diese Weise gewonnene Salzsole wurde sodann mittelst Brunneneimern aufgehaspelt
und durch Röhren in das unmittelbar bei den Schächten befindliche Sudhaus geleitet.
Die Abdampfung des Wassers wurde in hängenden (12 Schuh langen, 8 Schuh breiten
nnd 1 Schuh tiefen) Pfannen bewerkstelligt; das gewonnene reine Salz wurde zu
„Stöckeln" im Gewichte von l '/s Wiener Pfund geformt, hierauf am offenen Feuer
getrocknet und in dieser Gestalt in den Handel gebracht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch