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Kirlibaba, und schon 1801 war daselbst eine Blei-Schmelzhütte sammt Rostöfen und
Pochwerk vollendet. Die Reichthümer Kirlibabas lieferten nun die Mittel zur weiteren
Ausgestaltung des Eisenwerkes von Jakobeny. Manz erbaute in Jakobeny einen zweiten
Hochofen und vier frische Hammerwerke und erwarb überdies durch Kauf das Hammerwerk
zu Boul und jenes zu Eiseuau. Das reiche Erträguiß der Kirlibabaer Blei- und Silber-
gruben währte bis zum Jahre 1820. Seit jener Zeit begannen die reichen Erze zu versiegen;
das Werk lieferte bald einige Überschüsse, bald wurde es mit Verlust betrieben, deckte aber
im Ganzen bis 1840 noch seine Kosten. In der Zeit von 1841 bis 1859 verschlang es
die namhafte Summe von 132.992 Gulden und wurde schließlich in dem letzterwähnten
Jahre aufgelassen.
Trotzdem blieb das Glück der Familie Manz noch einige Jahre hindurch treu. Gerade
zu der Zeit, als das Erträguiß Kirlibabas zu sinken begann, und zwar im Jahre 1821 erwarb
Manz vom Ärar das Kupferwerk von Pozoritta. Die Regierung hatte nämlich das dort
erschürfte Kupfererzlager auszubeuten begonnen. Die gewonnenen Erze waren jedoch nicht
edel genug, so daß der Ertrag des Werkes ein geringer war, und die Regierung sich entschloß,
dasselbe zu verkaufen. Manz kaufte das Werk und bereits im Jahre 1823 gelang es ihm,
überaus reichhaltige Adern von Kupfererzen zu erschließen, so daß das Werk in der kürzesten
Zeit nicht nur seinen Kaufpreis deckte, sondern durch dreißig Jahre reine Überschüsse
von 30.000 bis 80.000 Gulden jährlich lieferte. Durch diese reichen Überschüsse der
Kupfergrube wurde Manz in die Lage versetzt, nicht nur die Ausfälle bei dem Blei- und
Silberwerke von Kirlibaba zu decken, sondern auch noch das Eisenwerk von Jakobeny
zn vergrößern, so daß seine sämmtlichen Montanwerke in den Vierziger-Jahren in höchster
Blüte standen. Die Zahl der bei den verschiedenen Werken beschäftigten Arbeiter betrug
zu jener Zeit 1500 bis 2000 Personen.
Um diese Zeit jedoch beginnt das Blatt sich zu wenden. Das Blei- und Silberbergwerk
in Kirlibaba verschlang, wie erwähnt, kolossale Summen. Hiezn kamen diverse verfehlte
Werkanlagen in der Eisenbranche (Hochöfen und Walz- und Hammerwerke), die Tausende
kosteten und nur wenig einbrachten. Als dann im Jahre 1855 die reichen Kupferadern
von Pozoritta ausgebeutet waren, und das Kupferwerk, das noch im Jahre 1854 einen
Reinertrag von 61.044 Gulden abgeworfen hatte, im Jahre 1855 ein Deficit von
21.220 Gulden ergab, da war das Schicksal der Familie Manz besiegelt; die diversen
Werke wurden zwar weitergeführt, aber zuletzt blieb der Familie kein anderer Ausweg
übrig, als 1862 bei Gericht um die Eröffnung des Eoncurfes (des damals in Kraft
stehenden sogenannten „Vergleichsverfahrens") anzusuchen. Das „Vergleichsverfahren"
dauerte von 1862 bis 1870 und endigte damit, daß der Bukowiuer griechisch-orientalische
Religionsfond als stärkster Gläubiger und um die Montanwerke, an welche die Existenz
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch