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von Hunderten von Familien geknüpft war, nicht dem gänzlichen Verfalle preiszugeben,
den gesammten Besitz der Familie Mauz übernahm.
Damit waren zwar die gedachten Werke in die Hand eines mächtigen und capital-
starken Besitzers gelangt und war die Voraussetzung für eine gesicherte Existenz dieser
Unternehmungen geschaffen, allein die Leidensgeschichte derselben war noch lange nicht
abgeschlossen. Zur Leitung der Montanwerke wurde ein überaus tüchtiger junger
Hannoveraner, der bereits in Manz'fchen Diensten gestanden hatte, der nachmalige
(im Jahre 1890 verstorbene) k. k. Ober-Bergrath Bruno Walter berufen, allein auch
diesem in jeder Beziehung ausgezeichneten Menschen und Fachmanne war es nicht beschieden,
die Werke zu neuer Blüte emporzuheben. Begreiflich ist dies, denn die Manz'schen
Unternehmungen wurden vom griechisch-orientalischen Religionssonde in dem denkbar
desolatesten Zustande übernommen. Schon in den letzten Jahren der Manz'schen Verwaltung
waren arge Fehler gemacht worden. Verfehlte Anlagen wurden errichtet, der Betrieb,
speciell der Eisenwerke — der einzigen, die zu jener Zeit sozusagen noch aufrecht dastanden
— war ein irrationeller. Die auf Holzkohlenfeuerung basirte Roheifengewinnnng prvducirte
zu theuer; ferner wurden fast ausschließlich und ohne Rücksicht auf den beschränkten Bedarf
grobe Schmiedeisensorten hergestellt, während Walzeisen und Gußwaaren, für welche die
Nachfrage vorhanden war, gar nicht erzeugt wurden. Und als dann das „Vergleichs-
verfahren" eingeleitet wurde und acht volle Jahre währte, wurden begreiflicherweise die
diversen Etablissements erst recht vernachlässigt, so daß es geradezu als eine Riesenleistung
des verstorbenen Ober-Bergrathes Walter bezeichnet werden muß, daß es ihm gelang, die
montanistischen Unternehmungen des Religionssondes knapp über dem Wasser zu halten und
einige Ansätze zu deren Wiederaufschwung zu schaffen.
Unter der Leitung Walters gestaltete sich der Betrieb der in Rede stehenden Montan-
werke, wie folgt: Der Betrieb der Blei- und Silbergrube in Kirlibaba war, wie bereits
erwähnt, noch in der Manz'schen Zeit, im Jahre 1859 aufgelassen worden; trotzdem hatte
Walter die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, daß der dortige Bergbau in besseren Zeiten
dereinst wieder aufgenommen werden könnte. Die Eisenwerke fristeten ein kümmerliches
Dasein. Die Gewinnung von Roheisen mußte nach dem Ausbau der Bahn Krakau-
Lemberg und Lemberg-Czeruowitz (letztere 1866 eröffnet) allmälig eingestellt werden, weil
das Jakvbenyer Eisen rothbriichig (phosphorhältig) wax und mit dem billigeren Eisen
aus Witkowitz (Mähren) und Teschen nicht concurriren konnte. Ein Hochofen in Jakobeny
verblieb zwar in Thätigkeit, er wurde jedoch nur zum Schmelzen von altem Gußeisen
(Brncheisen) verwendet, aus dem neue Gußwaare (Maschinenbestandtheile, vorwiegend für
den eigenen Bedarf des Werkes, Kochkessel, namentlich für die Landbevölkerung, Gewichte
und dergleichen) angefertigt wurde, beziehungsweise angefertigt wird. In Verbindung
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch