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Zollstraßen, der Rest Landes- und Gemeindestraßen. Eine wichtige Stelle unter den
Communieationsmitteln der Bukowina gebürt den Wasserstraßen, als den ersten und anfangs
fast einzigen Wegen, auf denen die Holzproducte der waldreichen Landestheile in den
Verkehr, auch außer Landes, gelangten.
Bis zur Mitte dieses Jahrhuudertes bildete die Holzverslößuug auf der Bistritza,
Moldawa und Suezawa einen Hauptgegenstand der Fürsorge der ärarischen Forst-
verwaltung. Anfänglich stellten sich derselben Hindernisse entgegen, welche in dem
gesetzlosen Zustande der Moldau ihren Grund hatten und einen geregelten Verkehr
nicht auskommen ließen, bis in den Jahren 1848 bis 1846 Beziehungen in Galatz und
Constantinopel angeknüpft wurden und 1847 türkische Kaufleute selbst aus Kleinasien zu
Unterhandlungen wegen Übernahme von Schiffsbauholz in die Bukowina kamen. Auf dem
Czeremosz, Pruth und Dniestr wurde das Holz aus den russisch Kimpolnnger Waldungen
und dem Sereththale bis nach Bessarabien geschwemmt.
Der Bnkowiner Handel, der anfänglich größtentheils von den Armeniern betrieben
wurde, hatte, als zufolge der gebesserten Produetious- und Verkehrsverhältnisse immer
weitere Kreise der Bevölkerung sich demselben zuwandten, insbesondere als die für die
Juden zeitweilig statuirteu Beschränkungen weggefallen waren, eine ungemein rasche
Entwicklung genommen. Der Großhandel zog Getreide, Branntwein, Schlachtvieh,
Holz, Häute, Wolle, Pottasche und sonstige Erzeugnisse des Landbaues in den Bereich
seiner Thätigkeit. Er vermittelte den Außenhandel mit den Nachbarländern und war
zum großen Theile Transithandel.
Von hervorragender Wichtigkeit für die gefammte wirthschaftliche Entwicklung des
Landes, insbesondere für die Förderung der Industrie, des Handels und Verkehres war
die Errichtung derHaudels- und Gewerbekammer in derLandeshanptstadtEzernowitz.
Unter dem überaus verdienstvollen Wilhelm Ritter von Alth, der von der Gründung bis
zu seinem 1885 erfolgten Tode deren Präsidium innehatte, und in dem Secretär Andreas
Miknlitsch einen ausgezeichneten Kenner der Verhältnisse und Bedürfnisse des Landes
als Mitarbeiter besaß, entfaltete die Kammer eine alle Zweige der Volkswirthschaft
umfassende rege Thätigkeit. Sie war unermüdlich in Anträgen znr Hebung der Volks-
wirthschaft, zur Förderung der industriellen, kaufmännischen und gewerblichen Bildung,
zur weitereu Ausgestaltung des Verkehrswesens und zur Anbahnung und Erhaltung
geregelter Handelsbeziehungen zu den beiden Nachbarstaaten. Wenn gegenwärtig das
jüngste Kronland der Monarchie auf dem Gebiete der materiellen Cultur anerkennenswerthe
Erfolge zu verzeichnen hat, so ist dies nicht zum geringsten Theile der eifrigen Initiative
der Kammer, die auch gegenwärtig ihre Aufgabe mit Ernst und Gewissenhaftigkeit erfüllt,
zu verdanken.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch