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rumänischen Markt gearbeitet hatten, nach Verdrängung von demselben um so mehr als
Mitbewerber im Jnlande auf. Die traurige Lage des Kleingewerbes und Kleinhandels, die
plötzliche Stockung des Verkehrs übte aber auch auf andere Classen der Bevölkerung ihre
unheilvolle Wirkung aus. Die Landwirthe sahen sich in der Hoffnung auf eine Preissteigerung
ihrer Erzeugnisse trotz der Grenzsperre enttäuscht und viele geriethen in arge Bedrängniß.
Die Städte Suezawa, Radautz und Sereth, die schon infolge der ungünstigen Traee der
Lemberg—Czeruowitz—Jafsy-Eisenbahn benachteiligt waren, gingen wirthschaftlich zurück.
Ganzbesonders hatte Sereth gelitten, da der karge Rest des österreichisch-rumänischen Transit-
verkehres jetzt fast ausschließlich seinen Weg über Jtzkany nahm. Suezawa hatte doch noch
die Vermittelung des Verkehres mit dem südlichen Gebirgstheile des Landes behalten;
freilich nicht lange, da die 1888 eröffnete Localbahnlinie Hatna—Kimpolung den größten
Theil desselben an sich brachte. Durch den nunmehr gänzlich unterbundenen Fremdenverkehr
litt am meisten die Landeshauptstadt Czeruowitz, in erster Reihe jener Theil der Gewerbe,
der von dem Fremdenverkehre lebte. Ein ansehnlicher Procentsatz der städtischen Handwerker
wanderte aus; die jüdischen größtentheils nach den Vereinigten Staaten und Canada, die
Christen nach Rumänien und nach Rußland.
Um das schwer heimgesuchte und darniederliegende Gewerbe zu kräftigen und feine
Concnrrenzfähigkeit zu erhöhen, wurden in den letzten Jahren manche Einrichtungen
getroffen, von denen eine Hebung der allgemeinen Bildung, eine Verbesserung des
Geschmackes und eine Steigerung der technischen Leistungsfähigkeit der Gewerbetreibenden
zu erhoffen ist. Es wurden für die Handwerkslehrlinge gewerbliche Fortbildungsschulen in
Czernowitz, Suezawa, Radautz, Sereth und Kimpolung, dann eine Korbflechtereischule in
Storozynetz und eine Fachschule für Holzbearbeitung in Kimpolung errichtet, und an der
k. k. Staatsgewerbeschule in Czernowitz eine Fachabtheilnng für Tischlerei geschaffen. Die
Errichtung einer Fachschule für Thonwaarenindnstrie wird angestrebt. Seit dem Jahre 1887
besteht ein Gewerbemnsenm in Czernowitz, das durch Sammlung stilgerechter und mnster-
giltiger Erzeugnisse des Handwerkes und des Kunstgewerbes, sowie solcher Objecte, welche
auf die Herstellung, Bearbeitung nnd Werthprüfung der Erzeugnisse uud Materialien Bezug
haben, durch eine Fachbibliothek, ferner durch Veranstaltung von Vorträgen und Aus-
stellungen aufVervollkommnung und Veredlung der gewerblichen Arbeit abzielt. JmGewerbe-
museum werden anch an Gewerbetreibende Auskünfte und Rathschläge in gewerbetechnischen
und kunstgewerblichen Angelegenheiten ertheilt und besteht überdiesHie Absicht, nach und nach
eine Anzahl von Musterwerkstätten einzurichten, die mit den inodernsten und zweckmäßigsten
Handwerkzeugen und Hilfsmaschinen für das Kleingewerbe ausgestattet werden sollen. Für
Meister und Gesellen verschiedener Gewerbszweige werden von Zeit zn Zeit Fachenrse abge-
halten werden. Mit einem Fachcnrs für Schuhmacher wurde bereits der Anfang gemacht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch