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Die Bukowina zählt zur Zeit ungefähr 5700 Jndustrialgewerbe; doch sind viele
Gewerbszweige noch gar nicht, andere nur sehr spärlich vertreten. Gar nicht vertreten sind
bis jetzt viele Zweige der Metallwaarenindustrie, die Erzeugung von Beleuchtungs-
apparaten, von Marmor- und feineren Steinwaaren, Porzellanwaaren, von Papier, Farb-
waaren, Schieß- und Sprengmitteln und Zündwaaren, ätherischen Ölen. Ledersurrogaten,
die Seidenweberei, Juteweberei, Bandmacherei, Fleischconservenerzenguug ?c. Zumeist nur
vereinzelt vorhanden sind die polygraphischen und Kunstgewerbe, die Maschinensabrication,
die Erzeugung musikalischer Instrumente, die Gewinnung von Abfällen und Dungstoffen,
die Erzeugung von Ofenkacheln, Schnitzwaaren, von Kautschuk- und Guttaperchawaaren ?c.
Auch die Textilindustrie erscheint auffallend schwach vertreten, welcher Umstand jedoch darin
seine Erklärung findet, daß der Bedarf des größten Theiles der ländlichen Bevölkerung in
dieser Richtung fast ausschließlich durch die Erzeugnisse der Hausindustrie gedeckt wird.
Vergleichsweise am zahlreichsten besetzt ist die Bekleidungsindustrie (433 Schneider,
807 Schuhmacher) und die Industrie in Nahrnngs- und Genußmitteln (605 Fleischhauer
und Selcher, 118 Bäcker). Unter den Gewerben, die sich mit Erzeugung von Eisen- und
Stahlwaaren befassen, nehmen die Schmiede eine ansehnliche Stelle ein (487); unter jenen,
welche Transportmittel erzeugen, die Wagner (166).
Im Allgemeinen ist in der Bukowina der industrielle Kleinbetrieb die weitaus vor-
herrschende Betriebsart; denn unter den 5700 Judustrialgewerben mit einer Gesammt-
steuerleistung an Erwerb- und Einkommensteuer (sammt Staatszuschlägen) vou rund
239.000 Gulden gibt es nur 37, welche eine reine Erwerbsteuer von mehr als 50 Gulden
entrichten. Mehr als 100 Gulden zahlen nur 23 Betriebe, mehr als 1000 Gulden nur drei.
Unter den industriellen Großbetrieben steht gegenwärtig an erster Stelle die Holz-
industrie des Landes. Dieselbe hat nach sehr bescheidenen Ansätzen einen großartigen
Aufschwung genommen und ist in steter, fortschreitender Entwicklung begriffen. Von den
hierher gehörigen 149 Brettsägen (1895) werden 27 mit Dampf- und Wasserkraft, 122 nur
mit Wasserkraft betrieben. Das in Anspruch genommene Kraftquautum beträgt insgesammt
3.208 Pferdekräfte. Die meisten Brettsägen befinden sich im Kimpolunger Bezirke (11
Dampf- und 67 Wassersägen).
Unter den Dampfsägewerken sind mehrere, die vermöge ihrer Größe, der Zweck-
mäßigkeit ihrer Anlagen, der maschinellen Einrichtung und sonstigen Hilfsmittel zu
den hervorragendsten und bestgeleiteten Werken Europas gezählt werden können. Es
mögen hier nur die Sägen der Actiengesellschast für Holzgewinnung und Dampfsägebetrieb
in Czernowitz (Alt Znezka), Mezybrody, Dorna, Falken und Mardzina; jene der Holz-
industrie-Actiengesellschaft (Leopold v. Popper) in Negrileaffa und Mardzina; jene der
Firma Louis Ortlieb in Ruß-Moldawitza und Jakobeny; des Baron Alexander v. Popper
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch