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malerisch. An der Südseite des Kopaßhügels (tlolx Kopse?) führt in steilen Windungen
eine schwer gangbare Straße über einen 891 Meter hohen Paß aus dem Turöczer in das
Sohler Comitat hinüber, und zwar von Stuben nach Hermanetz (Hermänd), in das
wunderschöne Hermanetzer Thal. Nahe am Eingange desselben, an der Westseite des
Bergmassivs „Nad Tnfnon", im nördlichen Thale der Gemarkung von Ober-Hermanetz
(Felsö-Hermand), erblickt man zwei ziemlich hoch gelegene Tropfsteinhöhlen, Namens
Tufna , die mit Knochen des Höhlenbären (ursus spelaeus) erfüllt sind.
Jenseits von Tufna zieht sich zwischen anmuthigen Waldbergen das lange, enge
Hermanetzer Thal hin, und auf seiner Sohle in felsigem Bette der forellenreiche
Hermanetzer Bach. Die Bergflanken bestehen aus steilen, zerklüfteten Kalkfelsen, zwischen
und auf denen alles grün ist von Linden, Buchen, Ahorn, Fichten, Erlen und Rüstern. Die
hohen Berge sind oberhalb mit Nadelwald, unten mit Buchenbeständen bedeckt. Bei Ober-
Hermanetz befindet sich ein berühmter Wald, der größtentheils aus Eibenbäumen, einer
Seltenheit, besteht. Wohiu der Blick sich wendet, überall reihen sich senkrecht aufstarrende
Bergspitzen. An den Steilhängen brechen da nnd dort Quellen hervor und gehen mit so
starkem Fall zu Thale, daß ihre geringe Wassermenge für dasHernnterflößen von mächtigein
Langholz ausreicht. An vielen Orten aber läßt man das Holz in hölzernen „Riesen"
niedergleiten. Längs der Ufer und im Bette des Baches liegen 10 bis 20 Meter hohe,
von Pflanzen überwucherte Felsbrocken; sie wurden alle durch die rasenden Bergwasser
herabgestürzt, die mit ungeheuren Fallgeschwindigkeiten von Fels zu Fels weitertosen. Bei
Ober-Hermanetz thut sich der schönste Anblick auf; ein Bächlein bricht gewaltig brausend
durch einen hohen Felsen und thut einen 12 Meter tiefen Sturz. Das ist der Hermanetzer
Wasserfall. Auch an Höhlen ist die Gegend reich, denn sie besteht zumeist aus Kalkgestein,
dessen dnrch Wasser ausgewaschene Massen oft malerischen Burgruinen gleichen. Ähnlich
ist auch die Thalgegend des Bistritzbaches unterhalb von Ober-Hermanetz, längsdnrch
finden sich überall Ammoniten und die Straße ist von verwitterndem Kalkstein begleitet.
Hier sind die Brüche und Kalkbrennereien, aus denen sich Neusohl mit Kalk versorgt. Das
Bistritzthal wetteifert an landschaftlicher Schönheit mit dem Hermanetzer Thale. Ehedem
gab es in diesem Thale anch Glashütten und Bergbauanlagen. Jetzt sieht man nichts
inehr davon.
Jenseits von Unter-Hermanetz (Alsö-Hermand) ändert sich das Bild. Gärten,
Felder und Äcker tanchen auf. Ein bedeckter, canalisirter Arm des Bistritzbaches fällt
besondersauf; er liefert der Hermanetzer Papierfabrik, der wichtigsten industriellen
Anlage des Thales, die bewegende Kraft. Die wohleingerichtete Fabriksanlage ist zwischen
700 uud 900 Meter hohen Bergen eingebettet: rauchende Schlote, riesige Räder, Turbinen,
Lagerräume und dazwischen die hübschen Wohnhäuser der Eigenthümer, Beamten und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch