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der Quellgegend des Borosznöbaches, einen so wilden Charakter, daß das Volk ihm den
Namen „Hölle" verliehen hat. Die Stadt Libethen erschloß hier vor Alters eine Grube
und errichtete auf einer von uralten Tannen umgebenen Lichtung, der sogenannten
Höllenwiese, eine Schmelzhiitte. Von dieser Wiese gelangt man zwischen hohen Wald-
bergen und schönen Felsgruppen in das Höllenthal, wo in einem der Kessel, in 392 Meter
Meereshöhe, die anmuthige Badeeolonie Borosznö erscheint. Ihre Glanbersalzqnelle wird
seit mehr als einem Jahrhundert von Ärarialbeamten und den Bewohnern der Umgebung
besucht. Es sind jetzt etwa hundert Fremdenzimmer vorhanden.
Dieser Theil der Polana war und ist znm Theil noch jetzt in bergmännischer
Hinsicht besonders bemerkenswerth. Hier entstand Libethen (Libetbanya), das durch rasch
errungene Blüte in die Reihe der königlichen freien Bergstädte emporstieg. Es erhielt 1379
von Ludwig dem Großen das „Schemnitzer" Recht des Freischurfes und der Gruben-
erschließung ; später kamen noch zahlreiche Privilegien hinzu, so die freie Fischerei bis zur
Gran hinab, freies Holz für die Zwecke des Bergbaues, Mauthfreiheit, das jus Aluckii
und das Recht des rothen Siegels. Das kupferbeschlagene Richtschwert und das Wappen-
schild sind noch jetzt in der Gemeinde verwahrt. Einst waren in der Gemarkung
72 Schmelzhütten thätig, die alle das an Ort und Stelle gewonnene Material verarbeiteten.
In der Blütezeit des Kupferbergbaues legte die Stadt die Gemeinden Sebö und Pöraz
an, letzteres als Heimstätte der für den Bergbau arbeitenden Seiler (Seilersdorf,
Povraznik). Die Eisengewinnung und Schmelzerei gehörte einst einem Bürger, Namens
Georg Luther. Im Jahre 1706 fertigte die Stadt Bomben und anderes Kriegsmaterial
für die Truppen Franz Räköczis II. Das Andenken der Kriegszeiten hat sich in dem
Thale zwischen den Bergen Havrana und Viszoka erhalten, wohin sich die Frauen
flüchteten, daher noch jetzt der Name „Frauenthal" (^ssson^völAx). Dieses Thal liefert
der Stadt ihr Trinkwasser. Der Bergbau von Libethen hat auch zwei Specialitäten: den
Enchroit und besonders den Libetinit. Ferner kommt Alaunstein in schönen Krystallen
vor und im Havranaberge hat man 1895 eine Tropfsteinhöhle entdeckt. In Libethen
befindet sich jetzt nur eine Eisenschmelze, die 50.000 Metereentner Roheisen und Guß
liefert. Libethen ist jetzt eine Großgemeinde mit 1800 Einwohnern, unter denen sich viele
Böttcher, Holzgeschirrversertiger, Berg- und Hüttenarbeiter befinden.
Jenseits der Zolna zieht sich der Sohl-Radvanyer Bergrücken hin und senkt sich mit
niederen Hängen zum Granthal hinab. Am Lnköcza-Bach liegt Mikefalva (Miesinye),
dessen Kirche das Grabmal der Familie Beuiczky enthält. Hier und in Unter-Mikefalva
gibt es schöne Schlösser.
Im Sohler Theile des Gebirges liegt im Granthal, auf sanftgeneigter Bergflanke,
in 360 Meter Meereshöhe, gar anmuthig der Ort Szl iäcs, eines der berühmtesten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch