Seite - 31 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21

29 In der Gebirgsgegend ist das Klima im Allgemeinen kalt; selbst im Sommer wird die Luft durch die vielen Wälder und die Winde oft empfindlich abgekühlt. In den südlichen, milderen Theilen des Comitats ist das Klima viel gemäßigter, allein trotzdem pflegt der Winter in der Nensohler Gegend so streng zu sein, daß eine Kälte von 21 Grad Celsius nicht gerade ungewöhnlich ist. Das gewöhnliche Jahresmittel der Temperatur (6 5 bis 8 Grad) reicht blos aus, um die Frühjahrsproducte zur Reife zu bringen. In industrieller Beziehung spielt die Eisen- und Holzindustrie die Hauptrolle, doch hat das Comitat auch eine ansehnliche Papier-, Glas- nnd Thonindustrie. In den Kreis der letzteren gehören: die Nensohler Cement- nnd Dampfziegelfabrik, die Szliäcs-Halaszier Thonwaaren- und Öfenfabrik, dann die Altfohler Pseisensabrik, die größte derartige im Lande, die auch für die Ausfuhr arbeitet. Ferner gibt es vier Liqnenr- und zwei Essigfabriken. Die bedeutende Viehzucht des Comitats hat in Nensohl zur Gründung einer ansehnlichen Leder- und Tuchfabrik geführt; letztere verfertigt jährlich für 300.000 Gulden Tuch, Decken und Kotzen, wovon 70.000 Gulden auf feste Bestellungen entfallen. Erwähnung verdienen noch die (jetzt feiernde) ärarische Schwefelgrube zu Kalnok, der für fabriksindustrielle Zwecke arbeitende Kohlenbergbau zu Koväesfalva und Badin, die Eisenschlackengrube zu Peter u. s. f. In den Nennziger-Jahren wurde zu Vegles eine Käsefabrik gegründet, die sogenannten Roquefort und „Topfen" (Quarkkäse), auch für den Export erzeugt. Das Handgewerbe befaßt sich zumeist mit Holz-, Leder-, Webe- und Eisenwaaren. Auch mehrere Hausindustrien sind bei dem Volke heimisch. Altgebirg und Herrengrnnd sind seit Jahrhunderten wegen ihrer Spitzenklöppelei und Seidenstickerei berühmt; es beschäftigen sich damit nahezu 1700 Frauen und ihr jährliches Erzengniß hat einen Werth von 60.000 Gulden. Zur zeitgemäßen Entwicklung dieses Gewerbezweiges hat die Regierung 1894 in Altgebirg eine Schule für Spitzenklöppelei errichtet. Ein hervorragendes Erzeuguiß der Volksindustrie ist auch der Schafkäse aus den Schäfereien von Töt-Pelsöcz, Gyetva und Bries; dazu kommen noch Delicatessenkäse, wie der geräucherte „Ostyepka" und besonders die Brieser Sorten „Parenicza" und „Pleteneez". Die Fabrikserzeugnisse des Comitats suchen auch die Welthandelsplätze auf, während seine Landwirthschaft und Viehzucht sich auf den Bedarf des Comitats beschränkt. Die gewöhnlichsten Handelsartikel sind Holz, Leder, Käse, Spiritus, Bier und Leinwand. Holz wird von Bries und Libethen, von Liptsch, Szalatna und aus dem Herencsthale nach Serbien, Bulgarien und Rumänien ausgeführt, Brennholz geht von Vegles nach Budapest. Die bedeutendsten Märkte sind Nensohl und Gyetva für rohe Häute, Töt-Pelsöcz, Altsohl uud Bries für Vieh. Eisenbahnen gehen durch das Szalatnathal nnd Granthal; daran schließen sich noch die Zahnradbahn Remete-Tiszolcz, die Flügelbahn von Garam- Berzencze nachLewcnz(Leva) und die schmalspurige Eisenbahn vonBerzencze nach Schemnitz.