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Dieses Städtchen hat in der Türkenzeit stark gelitten. Im Jahre 1662 wurde es nebst
der ganzen Umgegend ausgeplündert. Im Jahre 1683 aber erschienen plötzlich 2000
Türken vor Oßläny, die von Neuhäusel her heimlich durch das Gebirge gekommen waren.
Es war Ostersonntag (8. April) und die ganze Bevölkerung in der Kirche. Die einbrechen-
den Türken plünderten den Ort, äscherten ihn ein und schleppten die Einwohner größten-
theils in Sklaverei. Am 29. Juli 1892 brannte fast der ganze Ort nieder. Jetzt, seit die
Eisenbahn ausgebaut ist, hebt er sich neuerdings. Südöstlich davon liegt Felsaln mit
Majthinyi'schem Schloß, und von diesem nördlich Nemes-Koßtolany, an der Nord-
grenze des Comitats.
Doch kehren wir an den Granfluß zurück und folgen wir dessen anmuthigem
Thale durch das Barser Oberland, aufwärts von der Felsschlucht, die das Slovakische
Thor heißt. An der unteren Schwelle dieser Schlucht, wo Magyarenthnm und Slovaken-
thnm zusammenstoßen, liegt Tolmäcs, und weiter oben in der Schlucht in einem Hain
von Silberpappeln die Überfuhr „Katzenfähre" (macskarev). Bei Tolmäcs setzt die
Eisenbahnbrücke mit drei Bogen über die Gran, weiterhin aber folgt der slovakische
Theil des Barser Comitats. Der Magyare im Barser Tieflande nennt den durch das
Thor herabwehenden Nordwind den „slovakischen Wind" und die Eisgeschiebe der Gran
am Thore das „slovakische Eis".
Zur Zeit der Landnahme war Oberungarn, also auch der nördlich vom slovakischen
Thore liegende Theil von Bars ununterbrochene Waldung. Die Unbewohntheit dieser
Gegend und die Erschließung der dortigen Bergwerke wies auf die Schaffung deutscher
(sächsischer) Niederlassungen an; die Ankömmlinge rodeten Wälder und betrieben Bergbau.
Noch jetzt heißen die deutschen Eolonisten in Bars „Krikehayer" oder „Krickerhäuer"
(Häu Aushau) und sitzen dort, wo mit dem Golderz der Grünsteintrachyt herrscht.
Einzelne Ortschaften haben selbst den Namen ihres Gründers beibehalten, so Kuneschhäu
(Kunosvägäsa), Honeschhän(Jänosret), Drechslerhäu(Janos-Gyarmat). Die Slovaken, die
jetzt in dieser Gegend wohnen, sind theils in der Hnssitenzeit, theils während der böhmischen
Streifzüge, theils auch während der Colonisirung durch die Gegenreformation eingewandert.
Hat man das slovakische Thor hinter sich, so öffnet sich links das Thal der
Ortschaft Koväcsi mit seinem vielleicht avarischen Ringwall. Dann trifft man einen
mächtigen Felstrumm, der die Gran zu einer großen Krümmung zwingt und kaum
Durchlaß bietet für Fahrstraße und Eisenbahn. Der schwarzgraue Fels stürzt senkrecht
zum Ufer nieder, nur hie und da begrünt von Moos und Weißdorn, während in einzelnen
Spalten Waldgestrüpp und Steinrosen wachsen.
Während man diese Felswand passirt, taucht das imposante Viereck des Klosters
von Garam-Szent-Benedek mit seiner zweithürmigen Kirche auf. Der Baustein dazu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch