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der Kirche ist die „Kapelle des heiligen Blutes", wo ein Stück Gewebe aufbewahrt
wird, in dem die Gläubigen einen Theil vom Schweißtuche Verouicas erblicken.
Diese Reliquie ist ein Geschenk des Königs Matthias an den Orden. In der Kirche
befindet sich das marmorne Grabmal des Grafen Stephan Kohäry; auch wird da
seine einstige rothseidene Kriegsfahne aufbewahrt. Das Kloster hatte von den Hnssiten
viel zu leiden, die es am 29. September 1435 in Brand steckten. 1442 wurde es durch
die Kremuitzer verwüstet, ohne Zweifel weil die Bergstädte zur Königin Elisabeth hielten,
Szent-Benedek aber auf Wladislaus' Seite stand. Im Jahre 1452 wurde es zur Feste
umgestaltet. Die Kirche diente als Citadelle, und aus den runden Schießscharten über den
gothischen Gewölben lugten damals Kanonen, welche das Granthal beherrschten. Das
mannigfaltig gesonnte, waldbekränzte Gebirge, das geschlängelte Silberband der Gran
und die grünen Wiesen schließen sich zu einem der schönsten Landschaftsbilder des Gran-
thales zusammen. Die zweite Kirche wurde am 11. Juli 1483 durch Michael Thuroui,
Bischof von Milko und erzbischöflichen Vikar von Gran, geweiht. Der Convent von
Szent-Benedek (oonventus s. LenecZieti äe luxta^ron) war ein beglaubigter Ort. Seit
1557 gehört das Kloster dem Grauer Erzeapitel, das die im Jahre 1881 abgebraunte
Kirche wiederherstellen ließ. Sie wurde am 29. September 1889 durch Johann Simor,
Erzbischof von Gran, zum drittenmal? geweiht. Auf dem Felsgipfel über der Kirche
steht die Votivkapelle des Comitats, aus Anlaß der großen Pestilenz in den Jahren 1709
bis 1712, im Jahre 1714 erbaut. Noch jetzt ist der 3. Mai ein Comitatssest und das
Publicum zieht in Procession nach der Kapelle. Ackerland hat das Kloster wenig, wohl
aber gute Wiesen, sein südwärts schauender Weinberg liegt an der nördlichen Grenzlinie
des Weinbaues.
Nördlich von hier liegt am linken Grannser die Ortschaft Berzencze. Ehemals
Burg, wurde sie im XIV. Jahrhundert durch Matthäus Csak zerstört, 1464 durch den
Burgvogt Nikolaus Bodok mit böhmischer Besatzung vertheidigt. Heute ist sie ein dnrch
die Gran isolirtes, stilles Dörfchen.
Am rechten Granufer führt der weitere Weg unter einem steilen Felskegel vorbei
zur Königsberger Thalschlucht. Links von da liegt in einer vom rechten Grannser
einspringenden Schlucht die Stadt Königsberg (Ujbänya). Von der Landstraße aus,
die der Eisenbahn entlang läuft, sieht man nur den Thurm des zweistöckigen Stadthauses,
das am Markte steht. Der Weg zur Stadt steigt sachte an. Die Stadt ist auf einer nach
Südost schauenden Bergflanke erbaut und von hohen, dicht bewaldeten Bergen umgeben,
deren höchster, das Himmelreich, 840 Meter erreicht. Die Erzlager sind zur Zeit
Ludwigs des Großen entdeckt; 1355 ist Königsberg schon königliche Freistadt und heißt
lateinisch lieFivmvntum. Seine Blüte fällt in die Zeit Ludwigs und seiner Tochter Maria.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch