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Bei der Ortschaft Szenäsfalu geht von der Gran rechts ein anmuthiges Thal ab,
wo in einer Höhe von 310 Meter das Eisenbad Vihnye-Hsvviz liegt. Ursprünglich war
es eine Kolonie deutscher Bergleute, daher noch die Namen mancher Felder in der
Gemarkung, wie Kerling, Todtengebeine n. s. w. Im Laufe der Zeit slovakisirte es sich.
Sein alter Name ist Eisenbach und es war als Bad schon im XIII. Jahrhundert bekannt.
Im XV. Jahrhundert war anch Vihnye im Besitze der Familie Döezy von Nagylnese und
gehörte zur Burg Revistye. Seit 1563 ist es Eigenthum der Stadt Schemnitz. Die Glanz-
zeit des Bades fällt an das Ende des XVII. und an den Anfang des XVIII. Jahrhunderts;
Charlotte Amalie von Hessen, Gemalin Franz Räköezis II., kam im Jahre 1696 zur. Cur
dahin, Fürst Rakoezi selbst weilte da in den Jahren 1703, 1704 und 1708. Im
Jahre 1823 gebrauchten Palatin Erzherzog Josef und seine Gemalin das Bad. Damals
wurde das kleine Spiegelbassin angelegt, das noch jetzt Palatinsspiegel heißt. In den
Achtziger-Jahren gestaltete die Stadt Schemnitz als Besitzerin das Bad nm. Es wurde
eine neue artesische Therme gebohrt, ein schönes Badehaus und ein Logirhans errichtet.
Die alte Therme hat eine Temperatur von 38 3°, die neue artesische von 35° <ü. Auch
eine zeitgemäß eingerichtete Anstalt für Kaltwaffercuren ist vorhanden. Die Wirkung des
Bades bewährt sich namentlich bei Frauen- und Nervenleiden vortrefflich. Das Ortsgebiet
selbst ist eiu ringsum von Bergen geschützter Thalkessel; vom Amalienselsen, den man auf
einem bequemen Schlängelpfade erreicht, hat man einen schönen Niederblick auf das
harmonische Bild. Allein Vihnye ist nicht nur Heilbad, sondern auch eine blühende Eolonie
des Bergbaues und der Industrie. Die Karl Kachelmann'sche Maschinenfabrik unterhalb
der Stadt ist förmlich ein Fabriksstädtchen. Vihnye hat auch schon eine ausgezeichnete
staatliche Schule, und die Granthalbahn wird den alten Ruf dieses wirksamen Frauenbades
neu beleben.
Nordöstlich vou Szenäsfalu liegt der Marktflecken Geletuek, mit ehemals
Döczy'schem Schloß, das eine Zeitlang Ruine war, von der Forstverwaltung jedoch
wiederhergestellt wurde und jetzt als Forsthaus dient. Es besitzt eine gothische Kirche, die
im Jahre 1483 durch den damaligen Grundherrn Ladislans Kalnay errichtet wurde,
aber ihren interessanten Originalcharakter einigermaßen eingebüßt hat. Eine Mühlstein-
fabrik arbeitet mit Erfolg. In dem oberhalb von Geletnek rechts abgehenden Thale liegt,
340 Meter hoch, Bad Szklenö, Eigenthum des Badearztes Dr. Bela Gasparetz. Von
Geletnek führt dahin ein schöner Weg, durch Felsgebirg und Tannenwälder. Der Badeort
besitzt mehrere geräumige Logirhäuser und zahlreiche warme Quellen von 37 bis 53° (!.
Unter den verschiedenen Bädern ist besonders das natürliche Mineral-Dampfbad hervor-
zuheben. Die Heilkraft des Bades bewährt sich gegen Gicht, Rheumatismus und Muskel-
krankheiten. Vor Alters war der Ort befestigt, im Jahre 1456 gehörte er den Hnssiten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch