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ihm erklimmt die Bahnlinie Garamberzencze-Rnttka in vielen Windungen die steilen
Flanken und Höhen des Kremnitzer Erzgebirges, um bald in einem Tunnel zu
verschwinden, bald wieder über einer bachdurchbrausten Felsschlucht aufzutauchen. Von
der schwindelnden Höhe herab erblickt man die Orte O-Kömöeske und Karvaly,
später nach einer weiteren großen Wendung Bartos, das die Eisenbahn im Kreis umzieht.
Wo die Gran aus ihrer ostwestlichen Richtung nach Süden abschwenkt, steht auf
steiler Felskuppe die düstere malerische Burgruine Saskö, die einen weiten Blick gegen
Altsohl, wie gegen Kremuitz hin gewährt. Die deutschen Bergleute nannten Saskö
Sachsenstein; dieses Sachsenstein übersetzten dann manche Ungarn in Szäßkö und
knüpften daran die Sage von der Erbauung durch Sachsen, die aus Schemuitz hieher
verschlagen worden. Über die Geschichte der Burg weiß man Folgendes: Zur Zeit
Ludwigs des Großen gehörte sie dem Magister Vesßös, Sohne des Burghauptmanns
von Leweuz, Emerich Vesßös, der im neapolitanischen Feldzuge dem Herzog von
Durazzo den Kopf abgehauen. Er nahm den Schemnitzern sechs Dörfer weg, die ihnen
der Burghauptmann von Saskö, Ladislaus Szobouya, 1352 auf schriftlichen Befehl des
Königs zurückgab. Sigismuud schenkte die Burg 1424 seiner Gemalin Barbara. Dann
ging sie an die Familie Lippay über. Noch später gab sie die Königin Beatrix dem
hochangesehenen Erlauer Bischof Urbau Döczy. Im Besitz der Döczy blieb sie bis 1648;
da starb die Familie aus und ihre Besitzungen fielen dem Fisens zu. Im October 1677
wurde die Burg von Emerich Thököly besetzt. Unter Räköczi stand sie schon verödet, und
jetzt ist sie völlig Ruine. Ihr Bergfried ist ein sehr bemerkenswerther Bau und
noch jetzt 24 Meter hoch. An dem fünfeckigen Basteithurm sind die Ecken aus Haustein,
sein hübsches steinernes Gesimse ist noch zu sehen.
Dem Laufe des Kremnitzbaches entgegen, führt eine vorzügliche Knnststraße in
reizendem Thale nordwärts nach Kremnitz (Körmöczbänya), der ersten königlichen
privilegirten Bergstadt Ungarns. Ihr Anblick jedoch entwickelt sich erst, wenn man ihre
Schwelle überschritten hat. Ihre Gründung geht ohne Zweifel auf einen slavischen
Volksstamm zurück, aber erst die später hier angesiedelten Deutschen bauten sie als wirkliche
Stadt aus. Die Felder der Gemarkung haben noch jetzt deutsche Namen (Goldeinspan,
Vollhänne). Nach der Überlieferung sei sie schon zur Tatarenzeit eine befestigte Stadt
gewesen und ihre Zerstörung durch Hauspfauen verhindert worden, die, den kapitolinischen
Gänsen gleich, bei Annäherung des Feindes durch ihren Lärm die schlafenden Einwohner
geweckt hätten. So sei es gelungen, den Angriff abzuwehren. Nach den Forschungen des
Kremnitzer Archivars Paul Kriskö jedoch scheint es der geschichtlichen Wahrheit mehr zu
entsprechen, daß die Tataren auch Kremuitz zerstörten, das damals noch nicht befestigt
war, und erst Bela IV. hier die Deutschen ansiedelte, welche die Stadt nnd die Festungs-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch