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der Stadt als Citadelle. In den Schiffen sieht man die Schlußsteine der Gewölbe mit
dem Rabenwappen des Königs Matthias, seinem gekrönten Monogramm (M. k. —
— Uattkias kiex) und dem Stadtwappen (dem gebrochenen Katharinenrade) geschmückt.
Der Thurm ist 59 Meter hoch, mit umlaufendem Außengang und kupfernem Helm.
(Seine Beschreibung wurde Band V, im Aufsatz: „Die Baudenkmäler Oberungarns"
gegeben.) Nach Abtragung der städtischen Pfarrkirche ließ die Stadt diese Festungskirche
mit einem Anfwande von 105.000 Gulden durch Franz Storno glänzend wieder-
herstellen. In die doppelte Basteimauer, welche die Kirche umgibt, war das alte
Stadthaus hiueingebaut, das im Jahre 1898 wegen Baufälligkeit abgetragen wurde.
Desgleichen der Basteithurm, der schon in der Hussitenzeit bestand, für Armbrust-
schützen bestimmte Schießscharten besaß und auch die Balisten enthalten haben dürfte.
Ebenda steht die ursprünglich romanische, später gothisch eingewölbte Rundkapelle des
heiligen Andreas; sie wurde als Todtenkapelle benützt und hat ein geräumiges Gruft-
gewölbe unter sich.
Auch die gothische Spitalskirche ist zu erwähnen, die im Jahre 1382 als Marien-
kapelle erbant wurde. Der Schlußstein ihres Chores trägt das Hauswappen der Anjon,
den Straußenkopf mit dem Hufeisen im Schnabel, der erste Schlußstein des Schiffes das
aus der Aujouzeit herrührende Lilienwappen Ungarns, und der zweite Schlußstein das
Symbol der Bergleute, Keilhaue und Schlägel.
Die Stadt besitzt eine große Waldherrschaft. Der Überschuß ihres reichen
Einkommens wird größtentheils zu Culturzwecken verwendet. Sie hat eine Oberrealschule,
Elementarschule und höhere Volksschule, die letzteren in großen uud zweckmäßigen
Gebäuden untergebracht, dann ein Museum. Das wohlgeordnete Archiv ist eines der
werthvollsten unter den städtischen Archiven. Unter verschiedenen Industrieanlagen ist die
wichtigste und sehenswürdigste das staatliche Münzamt. Wann diese einzige Münzstätte
des Landes entstanden ist, weiß man nicht. Karl Robert nennt sie in einer Urkunde von
1342 bereits uralt. Sie bestand schon vor dem Tatareneinfall. Hier wurden die Denare, die
goldenen Oboli und später die Gulden geprägt. Ursprünglich geschah die Prägung mittelst
Handwerkzeugs; zu Ende des XVl. Jahrhunderts wollte der Oberkammergraf David Haag
zur maschinellen Einrichtung übergehen, verzichtete aber darauf, weil er den Widerstand
der Münzarbeiter nicht überwinden konnte. Um das Jahr 1660 wurde endlich die
Maschinenarbeit doch eingeführt. Die jetzigen Maschinen entsprechen natürlich vollständig
den Anforderungen des heutigen Kunstgewerbes und werden mit Elektricität und Dampf
betrieben. Das Münzamt beschäftigt 50 bis 60 ständige Arbeiter; die zeitweiligen Arbeiter
werden aus den Dörfern der Umgegend im Taglohn aufgenommen. Dabei ist es interessant,
daß, obgleich die jungen Arbeiter (meist Mädchen) nur 40 Kreuzer Taglohn erhalten und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch