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die Taglöhner buchstäblich im Gold waten, von dein jedem täglich 5.000 Gulden Werthes
durch die Hände gehen, doch nie ein Unterschleif geschehen ist.
Das Münzamt besitzt anch eine auf künstlerischer Stufe stehende Gravirabtheiluug
und ein Museum, in dem je ein Exemplar von jeder seit 1867 in Kremnitz geprägten
Münze aufbewahrt wird. Hier befindet sich auch der letzte Silbergulden; diese Münzsorte
wird nämlich nicht mehr geprägt. Wie werthvoll wäre diese Sammlung, wenn sie alle
Münzsorten enthielte, die von Anfang her im Kremnitzer Münzamt geprägt worden!
Interessant ist in Kremnitz auch die Steingutfabrik von Johann Kossuch, welche
weiße Fayence erzeugt. Sie beschäftigt 50 Arbeiter und besteht seit 100 Jahren; ihr
Fabrikszeichen ist das Wappen der Stadt. Das Fabrikat ist sehr schön, als Deeor sind
mit Geschick die Motive des ungarischen Stils benützt; die Entwürfe sind von Bela
Angyal, der in Kremnitz und Umgegend, besonders in Jänoshegy, mit staatlicher
Unterstützung auch das Spitzenklöppeln nach ungarischen Mustern eingebürgert hat.
Endlich bestehen in der Stadt eine große Papierfabrik, eine Lederfabrik und eine
Kattunfabrik.
Die Budapest-Ruttkaer Eisenbahnlinie legt im Erzgebirge des Barser Comitats eine
nur kurze, aber desto malerischere Strecke zurück. So oft der Zug ans einem der Tunnels
an den schwindelnd hohen Bergflanken heraustritt, ist ein nenes, immer entzückendes
Landschaftsbild ausgebreitet. Schinucke Dörfchen, hohe Felsen, grüne Gefilde, und durch
all das ein silbernes Band, die Gran. Kremnitz wird von der aufwärts klimmenden
Eisenbahn bald rechts, bald links umgangen, während die herrlichen Nadelwälder des
Sohlthales die Brust mit ihrem aromatischen Hauch erfüllen. Der Zug lenkt in den dichten
Tannenforst ein, kehrt aber noch ein drittesmal zurück, für einen letzten Blick auf die
Zierde des Barser Comitats, die schönste und größte Bergstadt, und auf den Kupferhelm des
den Hügel krönenden Kirchthurms. Dann erreicht er in 776 Meter Höhe die Ortschaft
Jänoshegy. Da ist die Wasserscheide. Nun rollt er mit seinem eigenen Gewicht
thalwärts und die schnaubende Maschine vermag seine Eile kaum zu mäßigen.
Das Barser Gebiet liegt hinter ihm.
Das Konter «Lomitat.
Das Honter Comitat liegt zwischen den Eomitaten Gran, Bars, Sohl und Nögräd;
die Donau bildet seine Südgrenze. Es ist im Allgemeinen gebirgig, und zwar von regellos
verzweigten Gebirgsgruppeu erfüllt. Dieses kleine Comitat hieß einst Nagy-Hont. Noch
zn Beginn des XIV. Jahrhunderts schlug der Obergespan Nikolaus das Comitat Rima
unter dem Namen Kis-Hont zu dem uralten Nagy-Hont. Seit dem XV. Jahrhundert
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch