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entstanden, und namentlich der Blick von oben in die Tiefe ist überraschend. An der 30 Meter
hohen Steilwand stürzt ein brausender Bergquell in die Klamm nieder. Auf ihrem Grunde
findet man versteinerte Pflanzentheile, Baumblätter, ja selbst Granaten. Die Klamm
gehört schon zur Gemarkung des Dorfes Hont. Auf dem Berge über dem ärmlichen
Dörfchen stand einst die Burg des Feldherrn Hunt. Kein Stein ist von ihr übrig. Die
Einwohner des Dorfes Hont nennen sich noch jetzt Hunter oder Hnntyer.
Östlich von Hont wird Drögely-Palank erreicht. Der Ort ist hübsch, sein
schlanker, weißer Thurm weithin sichtbar. Südlich davon steht an der Comitatsgrenze ein
waldbekränzter Berg von 444 Meter, mit den brannen Trümmern der einstigen Burg
Dregely. Um diese Ruine und um Georg Szondy, der bei der Vertheidigung der Burg
den Heldentod fand, haben Geschichte und Dichtung den grünsten Lorbeer geschlungen,
Dregely war schon im XIII^ Jahrhundert im Besitz des Hauses Huut-Päzmüu und wird
im Jahre 1285 bereits als Burg erwähnt. Im XIV. Jahrhundert spielt es wiederholt
als Castrum Dragul eine Rolle. Die kleine Burg wechselte öfters ihren Herrn. König
Albert schenkte sie 1438 dem Graner Erzbischof Georg Pälöczi, der ihn gekrönt hatte;
nach des Erzbischoss Tode fiel sie seinem Nachfolger Dionys Szechy zu. Als die Türken
1514 die Ofner Burg erobert hatten, fiel alsbald auch die Dregelyer Gegend in ihre
Hände; die Burg selbst aber und ihre Nachbarburgen, zu denen auch Burg Säg gehörte,
wurden 1546 als Grenzvesten befestigt. Burghauptmann wurde nun Georg Szondy. Das
kleine Dregely war ein Stein des Anstoßes für die Eroberungslust der um sich greifenden
Türken. Ali Pascha von Ofen zog im Jahre 1552 mit etwa 10.000 Mann vor die Burg.
Er ließ Laufgräben anlegen und Schutzwände flechten, unter deren Schutz er ein ununter-
brochenes Feuer gegen die Burg richtete. Die schwachen Mauern konnten nicht lange Stand
halten, allein Szondy ergab sich nicht, sondern schlug an der Spitze seiner 150 bis
250 Mann Besatzung mehrere Stürme tapfer zurück. Sein Los war freilich gefallen. Als
die Burg schon fast in Trümmern lag, machte er mit seiner Handvoll Tapferen einen
Ausfall und fiel als Held im Handgemenge. Ali Pascha ließ den Leichnam auf der
Höhe gegenüber der Burg bestatten und am Grabe eine Pike mit flatternden Fähnchen
aufpflanzen.
Die Türken befestigten Dregely, ja sie verwandelten selbst das unterhalb liegende
Dorf Palank durch Schanzen, Steine und Planken (daher sein Name) in ein Festungswerk.
Dieser befestigte Platz wurde nebst Dregely im Jahre 1593 durch Niklas Palffy zurück-
gewonnen. Dies geschah sogar ohne Schwertstreich, denn auf die Nachricht seines Anrückens
steckte die türkische Besatzung die Beste in Brand und entfloh. In den folgenden Jahren wurde
die Burg neuerdings befestigt. Im Jahre 1605 ergab sie sich Bocskay freiwillig, gelangte
jedoch im Sinne des Friedens von Zsitvatorok schon ein Jahr später in den Besitz des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch