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umgebene Kloster sah nur während der Kurutzen-Uuruheu geräuschvollere Tage, zur Zeit
Tökölys und Räköczis, als Ladislaus Ocskay es besetzte; besondere Wichtigkeit hat es
nie erlangt. Seine Mauern sind noch jetzt wohlerhalten.
Westlich von Bozök gelangt man in das Karpfenthal und in einer halben Stunde
ist das nördlich gelegene uralte Karpfen erreicht. Karpfen (Xorpona) ist jetzt eine schlichte
stille Stadt mit geordnetem Magistrat und dem Titel einer königlichen Freistadt. Es liegt
in einem reizenden Thale, das sich nur gegen Süden ein wenig öffnet. Ringsum stehen
waldige Berge, näher heran heben sich sanfte Hügel, die bunt sind von Rebengärten und
vielen Tausend Obstbäumen. Die Bewohner, 3700 an der Zahl, sind zum großen Theil
Slovakeu. Das alterthümliche Gepräge der Stadt, die noch viele mittelalterliche Gebäude
ausweist, ist höchst interessant. Der innere Theil, die Altstadt, ist mit einer steinernen
Basteimauer umgeben, deren sogenanntes oberes Thor im Jahre 1891 abgetragen wurde.
Unter den alten Bauten sind der Wachtthurm, das einstige Piaristengebäude und die
römifch-katholifcheKirche bemerkenswerth. Diese große, dreischiffigeKirche ist in romanischem
Stil zu Beginn des XIII. Jahrhunderts erbaut. Ihre jetzige basilikenartige Gestalt, mit
hohem schlankem Thurm, ist durch spätere Herstellung entstanden. Karpfen hat ein Bezirks-
gericht und Stuhlrichteramt; auch eine höhere Volksschule. Das Vermögen der Stadt ist
bedeutend, es besteht hauptsächlich aus Waldbesitz. Die Einwohner betreiben viel
Trauben- und Obstcultur, auch Kürschnerei und Ackerbau sind stark vertreten. Die Gegend
ist dem Obstbau besonders günstig und die Karpfener Obstwagen, welche die feinen Sorten
bis nach Budapest schaffen, sind im Lande wohlbekannt.
Karpfen gehörte einst zum Sohler Comitat und ist eine der ältesten Städte des
Landes. In seinem Archiv sind viele werthvolle Alterthümer aufbewahrt. Nach Einigen
wäre es schon zur Zeit Attilas gegründet, und zwar durch die den Gothen verwandten
Karpen. Andere halten es für eine sächsische Gründung aus dem IX. Jahrhundert; die
sächsischen Einwohner lebten vornehmlich vom Fischfang und handelten mit Karpfen;
daher wäre der deutsche Name Karpfen und das lateinische Larpona.
Der Name Karpfen kommt schon im Jahre 1135 urkundlich vor. Der Tatarensturm
nahm die Stadt arg mit. Bela IV. bestätigte und erweiterte 1244 ihre Privilegien. Unter Karl
Robert und Ludwig dem Großen gedieh sie trefflich. Unter Sigismnnd wurde sie von
den Hnssiten zerstört. Von da an fignrirt sie auch als Beste. Sigismuud gab die Stadt
1428 seiner Gemahlin Barbara, und von da an wird sie als Besitzthnm der Königinnen
Elisabeth, Beatrix, Anna und Maria erwähnt. Im XVI. Jahrhundert diente sie als
Grenzfestung gegen die Türken und als Asyl für den sehr zahlreichen Adel der Gegend.
Die großmannssüchtigen Herren der benachbarten Burgen Esäbräg und Bozök fügten der
Stadt viel Übles zu.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch