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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Seite - 79 -
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77 umgebene Kloster sah nur während der Kurutzen-Uuruheu geräuschvollere Tage, zur Zeit Tökölys und Räköczis, als Ladislaus Ocskay es besetzte; besondere Wichtigkeit hat es nie erlangt. Seine Mauern sind noch jetzt wohlerhalten. Westlich von Bozök gelangt man in das Karpfenthal und in einer halben Stunde ist das nördlich gelegene uralte Karpfen erreicht. Karpfen (Xorpona) ist jetzt eine schlichte stille Stadt mit geordnetem Magistrat und dem Titel einer königlichen Freistadt. Es liegt in einem reizenden Thale, das sich nur gegen Süden ein wenig öffnet. Ringsum stehen waldige Berge, näher heran heben sich sanfte Hügel, die bunt sind von Rebengärten und vielen Tausend Obstbäumen. Die Bewohner, 3700 an der Zahl, sind zum großen Theil Slovakeu. Das alterthümliche Gepräge der Stadt, die noch viele mittelalterliche Gebäude ausweist, ist höchst interessant. Der innere Theil, die Altstadt, ist mit einer steinernen Basteimauer umgeben, deren sogenanntes oberes Thor im Jahre 1891 abgetragen wurde. Unter den alten Bauten sind der Wachtthurm, das einstige Piaristengebäude und die römifch-katholifcheKirche bemerkenswerth. Diese große, dreischiffigeKirche ist in romanischem Stil zu Beginn des XIII. Jahrhunderts erbaut. Ihre jetzige basilikenartige Gestalt, mit hohem schlankem Thurm, ist durch spätere Herstellung entstanden. Karpfen hat ein Bezirks- gericht und Stuhlrichteramt; auch eine höhere Volksschule. Das Vermögen der Stadt ist bedeutend, es besteht hauptsächlich aus Waldbesitz. Die Einwohner betreiben viel Trauben- und Obstcultur, auch Kürschnerei und Ackerbau sind stark vertreten. Die Gegend ist dem Obstbau besonders günstig und die Karpfener Obstwagen, welche die feinen Sorten bis nach Budapest schaffen, sind im Lande wohlbekannt. Karpfen gehörte einst zum Sohler Comitat und ist eine der ältesten Städte des Landes. In seinem Archiv sind viele werthvolle Alterthümer aufbewahrt. Nach Einigen wäre es schon zur Zeit Attilas gegründet, und zwar durch die den Gothen verwandten Karpen. Andere halten es für eine sächsische Gründung aus dem IX. Jahrhundert; die sächsischen Einwohner lebten vornehmlich vom Fischfang und handelten mit Karpfen; daher wäre der deutsche Name Karpfen und das lateinische Larpona. Der Name Karpfen kommt schon im Jahre 1135 urkundlich vor. Der Tatarensturm nahm die Stadt arg mit. Bela IV. bestätigte und erweiterte 1244 ihre Privilegien. Unter Karl Robert und Ludwig dem Großen gedieh sie trefflich. Unter Sigismnnd wurde sie von den Hnssiten zerstört. Von da an fignrirt sie auch als Beste. Sigismuud gab die Stadt 1428 seiner Gemahlin Barbara, und von da an wird sie als Besitzthnm der Königinnen Elisabeth, Beatrix, Anna und Maria erwähnt. Im XVI. Jahrhundert diente sie als Grenzfestung gegen die Türken und als Asyl für den sehr zahlreichen Adel der Gegend. Die großmannssüchtigen Herren der benachbarten Burgen Esäbräg und Bozök fügten der Stadt viel Übles zu.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (6), Band 21
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (6)
Band
21
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1900
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.25 x 21.79 cm
Seiten
500
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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