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Als Ofen 1541 in Türkenhand gerieth, erhielt die Besatzung von Karpfen Befehl,
auf einem geeigneten Gipfel bei der Stadt einen Wachtthnrm zu erbauen. Dieser ist
noch jetzt recht gut erhalten. Die Türken griffen die Stadt mehrmals an, doch leistete
sie unter Johann Krussith, Franz Ujsalussy, Sebastian Ujlaky und anderen jedesmal
tapfer Widerstand. Im Jahre 1604 forderte Stefan Bocskay auch Karpfen zum Anschluß
an die Jnsnrreetion auf. Als die Stadt mit der Antwort säumte, sandte er Truppen unter
Franz Redey gegen sie aus. Karpfen beugte sich. Im folgenden Jahre hielt Bocskay
daselbst den wichtigen Reichstag ab, der die Friedenspunkte verhandelte. Im Jahre 1619
huldigte die Stadt auch Bethleu. 1626 wurde sie durch die Türken geplündert, 1644
öffnete sie ihre Thore dem Georg Raköczi; 1647 neuer türkischer Angriff, wobei die
Stadt zwar nicht erobert, wohl aber etliche der hinausgesperrt gebliebenen Einwohner
und an die 400 Stück Vieh weggenommen wurdeu. Auch nachher hatte die Stadt noch
viel von den Türken zu leiden, so dass sie den König Ferdinand um Soldaten und
Vertheidigungsmittel angehen mußte. 1678 wurde sie von Tököly, 1703 von Franz
Räköczi II. besetzt. Des Letzteren General, Georg Andrässy, steckte Ende 1708 die Stadt,
die er nicht zu halten vermochte, in Brand, sie blieb aber auch später eine so getreue Stütze
der nationalen Sache, daß sie die Scharen Räköczis insgeheim weiter unterstützte, nach-
dem sie selbst sich schon den kaiserlichen Truppen ergeben hatte. Nach dem großen Brande
ging der Wiederaufbau nur langsam von statten und Karpfen hatte viel von seiner einstigen
Stärke verloren. Die Burg lag in Trümmern, die Paläste der alten magyarischen Adels-
geschlechter hatten sich in schlichte Häuser verwandelt. Mit dem Frieden von Szatmär
verlor Karpfen alle Bedeutung. Seine alte, reiche, Gewerbe und Handel treibende Bürger-
schaft schloß sich der Reformation an und errichtete im XVI. Jahrhundert auch ein
Gymnasium von gutem Rufe; doch wurde dieses 1702 aufgehoben und an seiner statt
errichteten die Piaristeu 1720 das ihrige. Es bestand bis 1874; Bischof Arnold Jpolyi
war unter seinen Schülern gewesen.
Der nördliche und nordöstliche Theil des Comitats ist von Jpolyfäg aus auf der
nach Lewenz (Leva) führenden Straße zu erreichen. Über Dorf Gyerk gelangt man nach
Tompa am Schemuitzbach. Von hier führt eine Seitenstraße über Horvät i nördlich
nach dem anmuthig gelegenen Sza la tnya (Slatina). Dieser reizende, jetzt allerdings
vernachlässigte Badeort war einst ein Stelldichein der aristokratischen Gesellschaft. Der
ehedem berühmte Sauerbrunnen sprudelt im Schatten von hundertjährigen Bäumen; jetzt
wird er nur noch von den Weibern der Gegend in ihre Klapperkrüge geschöpft und heim-
getragen. Die Glanzzeit des Ortes waren die Vierziger-Jahre dieses Jahrhunderts. Als
Besitz des Hauses Coburg-Kohäry sah es oft auch hervorragende Gäste, zum Beispiel
Herzogin Clementine, Mutter des Fürsten von Bulgarien. In den Vierziger-Jahren kamen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch