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Stilen, Gemälde, Curiositäteu und ein reiches Archiv. Die Familiengalerie enthält die
Bildnisse der verstorbenen Kohäry, deren magyarischer Charakter auffällt.
Westlich von Szent-Antal liegt am Fuße des Szitnya das ärmliche Dörfchen J l lös ;
es hat eine interessante romanische Kirche, die mit einer Mauer umgeben ist.
Hat man Szent-Antal hinter sich gelassen, so schwärzt sich plötzlich die mit Pappeln
bepflanzte Landstraße; sie ist nicht mehr mit Kies, sondern mit Kohlenschutt und Schlacke
bedeckt. Das verkündet die Nähe der uralten Bergstadt Schemnitz (Selmeczbänya), die
jetzt eine mit Municipalrechten bekleidete Stadt ist. Rechts und links der Straße erheben
sich allerlei Bergwerksgebäude: Hochöfen, Pochwerke, Schachte, in denen unablässig
gearbeitet wird. Immer deutlicher tritt das malerische Bild der Stadt hervor. Im tiefen
Thalkessel angelangt, sieht man ringsum starrende Berge; gegen Nordwest den hohen
Paradiesberg (Paradicsomhegy), ihm gegenüber den Altberg (O-Hegy). An den Abhängen
dieser Berge liegt die Stadt, deren mittlerer Theil sich auf der Sohle des Thalkessels
abschüssig in der Richtung von Szent-Antal erstreckt.
Eine so eigenthümliche Lage hat kanm eine andere Stadt im Lande. Die Hänser
bilden unregelmäßige Gassen, die sich übereinander an den steilen Berghängen hinanziehen;
Paläste und Hütten stehen durcheinander, dazwischen liegen Gärten. Große Häuser, gegen
das Thal hin dreistöckig aufgebaut, schmiegen sich auf der anderen Seite mit ihren Dächern
so an den Berg, daß man vom dritten Stock direct in den Garten tritt. Die Gassen sind
fast ohne Ausnahme sehr abschüssig; nur hie und da findet sich etwas wagrechter Boden.
Schemnitz hat gegen 2000 Häuser, die von mehr als 15.000 Menschen bewohnt sind.
Kommt man von Szent-Antal, so sieht man rechts am Rande der Stadt die Gasfabrik,
etwas weiterhin links die Tabakfabrik, mit etwa 2000 Arbeitern. Noch weiter erreicht man
das städtische Redouteugebäude. Im mittleren Theile der Stadt erhebt sich der Kammer-
hof, in dem sich die Bergdirection befindet. Gegenüber steht das zweistöckige Ordenshaus
der Piaristeu, ein ehemaliges Jesnitenkloster. Die Berg- und Forstakademie hat mehrere
schöne Gebäude: am Hauptplatz, am Dreifaltigkeitsplatz und in den beiden prächtigen
botanischen Gärten im östlichen Theile der Stadt. Am engen Hanptplatz steht das große,
dreistöckige, mit einem Thurm versehene Rathhaus; 1488 erbaut, hat es seine jetzige Form
im Jahre 1780 erhalten. Im nördlichen Theile der Stadt befindet sich der Dreifaltigkeits-
platz, vielmehr eine geräumige Straße, mit zwei- und dreistöckigen Gebäuden besetzt, in
ihrer Mitte eine hohe Dreifaltigkeitsfänle von 1764. Auf diesem Platze erfolgten
einst die Ceremonien der Aufnahme unter die Bürger und der Aberkennung der bürger-
lichen Rechte; hier wurden auch die Bergleute beeidigt. Am oberen Rande des Platzes steht
das zweistöckige Gebäude des evangelischen (A. C.) Lyceums. Auf dem Hauptplatze, dem
Rathhause gegenüber, ist die evangelische Kirche in die Häuserreihe hineingebaut. In der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch