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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Seite - 86 -
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84 bewohnbar und die großen Säle dienen als Tnrnloeale. Im südlichen Theile der Stadt erhebt sich auf dein Gipfel eines isolirten Berges das Neue Schloß (Uj-vär) oder Jungfernschlößchen (Leäuyvär), das jetzt von der Feuerwehr benützt wird. Dieses basteiartige, von einem Holzthurm überragte Gebäude wurde nach einer bekannten Überlieferung, die sich mit der „Hexe vom Jungfernschlößchen" beschäftigt, zu Beginn des XVI. Jahrhunderts durch eine gewisse Barbara Roesel erbaut, die mit dem Teufel Gemeinschaft hatte. Über diese Frau sind im Volke mehrere Sagen im Umlauf, und ihre Geschichte ist auch dichterisch verwerthet worden in der poetischen Erzählung: leün^vüri bosxoi-kün?" (Die Hexe vom Jungfernschlößchen) des Grafen Geza Zichy. Am süd- westlichen Rande der Stadt befindet sich eine katholische Kirche, die durch König Matthias erbaut sein soll. Zwei Specialitäten von Schemnitz sind die Klopaeska und der Calvarienberg. Die Klopaeska (ungarisch: Katakolö) ist ein schmales, viereckiges, mit hölzernem Thurm versehenes Gebäude im westlichen Theile der Stadt. In diesem Thnrme hängt ein Brett — die Glocke der Bergleute, — auf das mit weithin hörbarem Schall getrommelt wird, um den Bergleuten die Schichtzeit anzuzeigen. Um zwei Uhr nach Mitternacht tauchen auf den gefchlängelten Pfaden die Grubenlichter auf, und das „Glückauf!" der Bergleute erschallt am Vereinigungsplatze. Der Bergmann ist sehr religiös und erst nach andächtigem Gebet fährt er in die Grube ein, zu achtstündiger mühsamer Arbeit. Nach acht Stunden erschallt wieder das Getrommel der Klopaeska, des Katakolö. Der Calvarienberg befindet sich auf einer Kuppe östlich der Stadt und ist einer der schönsten im Lande. Seine jetzige Gestalt ist vom Jahre 1744, der Grundstein aber wurde schon 1571 gelegt. Es gehören dazu drei Kapellen: die untere, die mittlere nnd die auf dem Gipfel. Zur mittleren führt die sogenannte „heilige Treppe" hinaus, welche die Gläubigen kniend hinanrutschen. Rings nm die drei Kapellen ziehen sich, den Abhang hinan, in schöner Ordnung 24 Stationen, zum Theil mit geschnitzten Darstellungen. Bei Wallfahrten wimmelt die Stadt von vielen Tausend Gläubigen, die von fernher kommen und den Calvarienberg ersteigen. Dann wird in der unteren Kapelle flovakisch, in der mittleren ungarisch, in der oberen deutsch gepredigt. Schemnitz ist die älteste Bergstadt in Ungarn. Seine Urbewohner waren Slaven; Spuren ihrer auf dem Berggipfel erbauten Stadt sind noch jetzt zu sehen (Altberg, Alte Burg). Später wurden für den Betrieb der Bergwerke Sachsen angesiedelt. Das Rechts- buch der Stadt, dessen Inhalt bis in das XIII. Jahrhundert zurückgeht, ist das älteste im Lande. Die Hussitenzeit setzte der Stadt arg zu, desgleichen die späteren kriegerischen Jahre. 1442 litt sie durch ein Erdbeben. Erst unter Ludwig II. nahm der dnrch all die Plackereien heruntergekommene Bergbau wieder zu. Nach dem Mohäcser Unglück kamen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (6), Band 21
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (6)
Band
21
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1900
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.25 x 21.79 cm
Seiten
500
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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