Seite - 98 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Bild der Seite - 98 -
Text der Seite - 98 -
96
erst kam das neue Statut zustande und wurde am 16. Februar 1573 unter dem Titel:
„Maximilianische Bergordnung" verkündigt. Sie ist, nebst dem im Gesetzartikel
XXXIX: 1523 sauctiouirten Grundsatze der Bergfreiheit, bis zu unserer Zeit herauf,
beziehungsweise bis zum Jnslebeutreten des allgemeinen österreichischen Berggesetzes im
Jahre 1854, die Rechtsgrundlage des ungarischen Bergwesens geblieben.
Ursprünglich also befanden sich die Bergwerke in Privathänden; die Kammer, das
heißt das königliche Ärar, beschäftigte sich nicht mit Bergbau. Als aber die Gruben immer
tiefer wurden, stieg die Kostspieligkeit der Arbeiten, besonders der Wasserlosung und
die Lage der kleineren, schwächeren Unternehmungen wurde immer drückender. Zwar half
ihnen das Ärar nach Möglichkeit in ihren Geldklemmen, doch entsprach das Ergebniß
nicht immer den Erwartungen; die verschuldeten Gesellschaften vermochten weder ihre
Schuld zu tilgen, noch die stetig wachsenden Unkosten zu bestreiten. So war das Ärar
zur Vermeidung größeren Schadens und zur Deckung seiner Forderungen genöthigt, die
nothleidend gewordenen größeren Bergwerke zu übernehmen und die Arbeiten ans eigene
Rechnung fortzusetzen. So gelangte im Jahre 1535 der tiefe Erbstollen zu Kremnitz nebst
allen Befugnissen in ärarischen Besitz und auch in Schemnitz gingen immer mehr Antheile
(Kuxen) und ganze Bergwerke diesen Weg. Im Jahre 1546 übernahm die königliche
Kammer von den Fugger auch die weitberühmte und fast beispiellos ergiebige Neusohler
Kupferhandlung sammt den zugehörigen Gruben zu Sandberg und Herrengrund. Die
erwähnte Unternehmung war 1496 durch Johann Thnrzö von Bethlenfalva mit dem
reichen Augsburger Handelsherrn Jakob Fugger gegründet worden, nachdem sie vorher
von Wladislans II. das Privileg erhalten hatten, in Neusohl oder wo immer sonst
Schmelzöfen für das Kupfer und zur Scheidung des Silbers vom Kupfer zu errichten,
welches Verfahren Thurzö in der Verkleidung eines stummen Arbeiters zu Venedig, wo
es damals allein bekannt war, erlernt haben soll.
Um die Großartigkeit und volkswirthschaftliche Wichtigkeit des Unternehmens zu
kennzeichnen, sei erwähnt, daß es in den 50 Jahren der Thnrzö-Fngger'fchen Leitung
1,188.450 Centner Kupfer und 453.100 Mark Silber im Werthe von 31 Millionen
Gulden herstellte.
So erhob sich das königliche Ärar schon zu Beginn des XVII. Jahrhunderts in die
Reihe der ansehnlichsten Bergwerksbesitzer. Daneben aber betrieben noch im Jahre 1616
in Schemnitz nebst Umgebung 256 Gewerkschaften den Bergbau. Im XVIII. Jahrhundert
war schon die Mehrzahl der Schemnitzer und Kremnitzer Gruben an das Ärar über-
gegangen. Im Jahre 1842, als die Gewerkschaften im Schemnitzer Bezirke ihre Probir-
anstalt errichteten, waren noch 36 Privatunternehmungen vertreten. Anfangs 1899 jedoch
waren kaum noch zwei oder drei solche vorhanden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch