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Nögräd gewesen sein mag. Nördlich von hier trifft man Borsos-Berinkemit fleißiger
Bauernbevölkerung. Dicht dabei liegt die Pußta Szomolya, vor der Mohäcser Schlacht
Gemeinde, dann aber eingegangen. Die Grundmauern ihrer einstigen Kirche sind tief im
Walde noch zu sehen. Von hier senkt sich das Gelände immer abschüssiger über die
Gemarkungen von Patak und Dejtär, die zu den Gütern des Fürsten-Primas gehören,
zum breiten Flachland der Eipel hinab.
Kehren wir zu unserem Ausgangspunkt, auf die Vereßleuer Höhe zurück, und über-
schreiten wir nun den Naßäl in südlicher Richtung, so erscheint die Ortschaft Kosd, die
sich ins Pester Comitat hinein erstreckt und dem Bisthum Waitzen gehört; ihre schönen Wein-
gärten sind vor kurzem zugrunde gegangen. Weiterhin im Thale liegt die Gemeinde Rad,
mit Schloß der Familie Mnslay. Ehe die Phylloxera kam, gab es auch hier trefflichen
Wein. Noch berühmter aber war der Wein des weiter nördlich gelegenen Penez. Hier
befinden sich mehrere Herrensitze. In der Nähe liegen am Nordabhange des Naßäl die Dörfer
Keßeg und Nizfor; dort haben die Hußär, hier die Blaskovics ein hübsches Schloß.
Rechts vom Vereßleuer Paß der Landstraße Waitzen-Balassa-Gyarmat erscheint das
Dorf Nötincs, mit schönem, Ende des vorigen Jahrhunderts erbautem Schloß, das ein
großer Park umgibt; es ist jetzt Johann Seitovßky'scher Besitz. Die Nachbarortschaft ist das
hochgelegene Agärd, aus dessen Gemarkung das Ungarische Nationalmuseum interessante
Steinzeitfunde erhalten hat. Bei Agärd liegen die beiden Dörfer (Ober- und Unter-)
Petsny. Alfö-Petiny zieht in einem Eugthal dahin und hat mehrere Schlösser. Es war
einst Besitz des berühmten Rechtsgelehrten Stefan Verböezy, der in dieser Einsamkeit sein
-lus 'IVipartituin, das älteste bekannte Rechtsbuch Ungarns, verfaßt haben soll. Zur
Erinnerung daran hat die in der Gegend begüterte Frau Jguaz Gyurcsäuyi im Jahre 1792
eine Marmortafel mit lateinischer Inschrift in die Kirchenwand einfügen lassen.
Die erwähnte Landstraße führt weiter nördlich wieder in ein Thal hinab, an den
Fuß des Abhanges, fast schon Berges, Lökospart. Hier unten stoßen die Gemarkungen
dreier Dörfer (Nötencs, P. Szäntö und Tolmäes) zusammen. Die Südflanke des Lökos-
Berges, die man nun ersteigt, war vor wenigen Jahren noch reicher Weingarten; seither
sind es Äcker geworden. Vom Gipfel lenkt die Landstraße nach Retsäg hinab, einem
Dorfe mit 607 Einwohnern, das aber Sitz des Bezirks-Stuhlrichters und königlichen
Bezirksgerichtes ist. Der größte Theil der Gemarkung gehört dem Waitzuer Capitel, dem
dieser Besitz im Jahre 1729 durch seinen ehemaligen Großpropst, Weihbischof Andreas
Berkes, testamentarisch vermacht wurde.
Von Retsäg an steigt die Straße wieder. Rechts erscheint im Thale Dorf Bänk,
Colonie aus dem vorigen Jahrhundert. Südlich stößt daran ein 500 Quadratklafter
großer und stellenweise sehr tiefer Teich, der Meeresgrund heißt; er ist sehr fischreich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch