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Burg Kekkö (—blauer Stein) gehörte mehr als sechs Jahrhunderte laug (1239
bis 1862) dem historisch berühmten Geschlechte der Balassa von Kekkö und hatte während
dieses langen Zeitraumes, namentlich unter der Türkenherrschaft, viele Stürme zu bestehen.
1576 fiel sie in Türkenhand und blieb darin bis 1593, als Fülek und die Nachbarburgen
durch die Siege der unter Erzherzog Matthias vereinigten kaiserlichen und ungarischen
Truppen wieder iu Landesbesitz gelangten, die Türken auf Kekkö aber, ihrer Kraft nicht mehr
vertrauend, die Burg sprengten und abzogen. Das Land ließ die Burg wieder in Stand
setzen und kurz darauf gab sie König Matthias II. auf Betreiben Sigmnnd Balafsas mit
den früheren Gerechtigkeiten der Familie Balassa, und zwar dem Sigmnnd zurück. Dieser
erneuerte und erweiterte sie 1612, er verstärkte ihre Werke, machte sie wieder vertheidiguugs-
sähig nnd ließ über dem Thore eine Jnschristtasel aus rothem Marmor anbringen. In den
folgenden Kriegsläufteu hatte Burg Kekkö noch viel Schaden nnd Ruin zu erdulden, bis
sie schließlich während des letzten Raköezi-Anfstandes durch den Kuruzeuobersten Martin
Kökay in Trümmer gelegt wurde. In solchem Zustande gelangte sie durch Erbschaft an
Maria Perenyi, Witwe des Gabriel Balassa, die um das Jahr 1730 an der Nordseite
der Burg einen geräumigen Palast mit herrlicher Aussicht auf das Kürtösthal erbauen
ließ. Der große Saal dieses Palastes war mit einer langen Reihe Balassa'scher Ahnenbilder
geschmückt, bis in unsere Sechziger-Jahre herein, also so lange Burg und Herrschaft sich im
Besitze dieses Geschlechtes befanden. Jetzt gehört alles dem Grafen Tibor Kärolyi, der
diesen Sommersitz bevorzugt. Auch in der Literaturgeschichte kommt Kekkö vor, als wahr-
scheinlicher Geburtsort Valentin Balassas (1551 bis 1594), des ersten bedeutenden
Lyrikers iu ungarischer Sprache, sowie Valentin Balassas II., der sich im XVII. Jahr-
hundert gleichfalls durch seine Gedichte auszeichnete.
Der gleichnamige hübsche Marktflecken am Fuße der Burg hat 1189 Einwohner,
welche hauptsächlich Gewerbe nnd Obstzucht (viel Kastanien) treiben.
Nordöstlich von Kekkö bilden das Gebiet am rechten Eipelufer die wald- und
weideureicheu Abhänge der Ostrovszki-Berggruppe, mit dichtgefäeten Dörfern in den
Thälern der Bäche von Kürtös, Galäbocs, Övär, Szträczin, Paröcza, Liberese, Tngär
nnd Losoncz, deren Bewohner ihre mageren Felder bebauen, hie und da aber mich ihre
reichen Wälder Pflegen nnd nutzbar machen.
Die Herrschaft Kekkö erstreckt sich in der Gegend über die Gemarkungen zahlreicher
Dörfer. Das benachbarte Alsö-Eßtergäly hat eine alte evangelische Kirche, die noch
von den Hnsiten erbaut ist. Felsö-Eßtergäly hatte einst eine Burg, aber sie ist spurlos
verschwunden. Beide Ortschaften waren bis zum XIII. Jahrhundert Besitz der königlichen
Hofherren. Östlich von hier liegt im Thale des Sztregovaer Baches die Ortschaft Alsö-
Sz t regova , an deren südlichem Ende in einem großen hübschen Parke das Schloß der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch