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Franz Wesfelenyi bekehrte den Adel nach der Einnahme von Mnräny zur Partei Ferdi-
nands III. Auf Burg Muräuy wurden aber dann auch die Fäden der Wesselenyi'schen
Verschwörung gesponnen, und als der Palatin selber aus den Reihen der Verbündeten
schwand, übergab im Jahre 1690 seine Witwe, Maria Szöchy, die Burg dem Herzog
Karl von Lothringen.
Auch an den Räköezy'scheu und Tököly'scheu Wirren nahm das Comitat lebhaften
Antheil; die dortigen Burgen, insbesondere Muräuy und Kraßnahorka, besaß der Fürst
bis 1711. Mit dem Szatmarer Frieden hörte der Hader ans und die lange Reihe der
nationalen Kämpfe war abgeschlossen, die wildromantischen Thäler von Gömör wieder-
hallten nicht mehr von Geschützdonner, die in der Türkenzeit noch aufrecht gebliebenen
Burgen sanken in Trümmer, nachdem sie die Zeugen von soviel Größe und Kleinheit
gewesen. Die einst kriegerische Bevölkerung kehrte zurück in die Schmelzhütten und Eisen-
hämmer und zum friedsamen Pflug.
Das Gömörer Comitat hat jetzt rund 175.000 Einwohner, darunter 96.000 Magy-
aren, 5.000 Deutsche und 74.000 Slovaken. Das magyarische Element ballt sich im
Süden und Osten des Comitats zusammen, mit der Linie Rimaßombat-Rosenau als un-
gefährer Grenze, von welcher nördlich die Slovaken wohnen. Die gebildete Classe ist auch
in der von Slovaken bewohnten Gegend magyarisch. Im nördlichen Theile des Comitats
besteht auch eine kleine deutsche Insel, die Stadt Dobschan. Die einst in Gömör ange-
siedelteu Böhmen, Rutheueu und Polen sind meist im Slovakenthnm aufgegangen.
Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung bilden Ackerbau, Gewerbe, Handel und
Bergbau. Wo Gebirge und Wald große Strecken einnehmen und die kleinen Landwirth-
schaften nicht nur fern von Ortschaften, sondern auch in bedeutender Höhe liegen, da wohnen
die Leute zur Winterszeit im heimatlichen Dorfe, im Sommer auf den Bergen. Schon im
Vorfrühling übersiedeln sie in das hölzerne Haus auf ihrer kleinen Wirthschaft und kehren
erst spät im Herbste in ihr Dorf zurück. In den rauhen Gegenden des Nordens ist
Viehzucht der Hauptzweig der Landwirthschaft. Zu Tausenden weiden die Schafe, Ziegen
und Schweine auf den Alpentriften, während in den südlicheren Strichen Vieh- und
Pferdezucht vorherrscht.
In den sanfteren Thälern, wo Getreidearten und Hackfrüchte trefflich gedeihen,
befinden sich die hervorragendsten landwirthschaftlichen Betriebe des Comitats, wahre
Musterwirthschaften. In erster Reihe stehen die herzoglich Sachfen-Cobnrg-Gotha'schen
Herrschaften zu Balogvär und Rimaßecs, die Kraßnahorkaer Herrschaft der Grafen
Andrässy und die der Grafen Serenyi zu Putnok. Der mittlere Grundbesitz ist besonders
groß. Der alte, berühmte Adel des Comitats (die Märiassy, Fäy, Szent-Jvanyi,
Szent-Miklössy, Tornallyay, Hamvay, Ragalyi, Kubinyi n. A.) sind durch die Türken-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch