Seite - 152 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Bild der Seite - 152 -
Text der Seite - 152 -
150
Östlich von hier liegt am Sajö an einem langen Hiigelabhang emporgebant die
Großgemeinde Putnok. Schon von weitem erblickt man das hochgelegene Schloß der
Grafen Serenyi, zu dem eine große, wohleingerichtete Herrschaft gehört. Putnok wurde
von Ladislaus IV. dem Geschlechte Rätöt verliehen. Später gehörte es den Putnoky, von
denen es an die Barone Orlay und dann an die Familie Serenyi überging. Es war lange
Zeit ein befestigter Grenzort des Comitats; durch die Türken wurde es wiederholt verheert.
Die Einwohnerzahl übersteigt 3000. Die hübsche, städtisch gebaute und eingerichtete
Ortschaft hat eine Volksbank, eine große Dampfmühle, eine Surrogatkaffeefabrik, eine
Gewerbecorporation und neben guten Elementarschulen eine Lehrlings- und eine Frauen-
gewerbeschule. Das kleine Geburtshaus des trefflichen Volksdramatikers Eduard Töth,
Verfassers des „Dorflump" (k'alu rosssa), neben dem Stadthause ist mit einer Denktafel
bezeichnet. Die Einwohner treiben viel Gewerbe und Handel. Die Herbstmärkte sind
besonders belebt. Die von der Phylloxera verwüsteten Weingärten sind neu bepflanzt uud
der Weinbau beginnt sich wieder zu heben.
Westlich von Putnok, bei Rimaßecs, mündet das Balogthal in das untere Rimathal.
Längs des Balogthales liegen mehrere kleine Ortschaften mit gut eingerichteten mittel-
großen Gütern, Meiereien und alten Edelhöfen. Besonders zu erwähnen ist Balog,
nicht nur als größtes Dorf des Thales, sondern auch als Sitz einer größeren Herrschaft.
Die Herrschaft Balogvär gehörte im XIII. Jahrhundert dem Geschlechte Balog, von dem
die Szöchy abstammten; dann ging es an die Kohäry und schließlich durch Heirath an die
Herzoge von Sachsen-Eobnrg-Gotha über. Über dem Dorfe stand einst eine Burg, die
aber der Ungunst der Zeiten erlag; an ihrer Stelle krönt jetzt den Burgberg das fürstliche
Schloß der Coburg und schaut weit über alle Ortschaften des Thales hinweg. Das Schloß
ist von einem Park umgeben, an den sich ein großer Wildpark schließt, mit zahlreichem
Wild, das, namentlich die Hirsche, seltene Exemplare ausweist. Die Dorfbewohner sind
fleißige Bauern, denen der kleine, aber unbändige Balog-Bach durch Überschwemmungen
viel Schaden zufügt. Südöstlich liegt Radnöt , dessen Bewohner bis in die jüngste Zeit
Tabakbau getrieben haben.
Nördlich von Bänreve öffnet sich das schönste uud fruchtbarste Thal des Comitats,
das Sajö-Thal, mit zahlreichen wohlhabenden Gemeinden, ergiebigen Äckern und
anmuthigen Wiesen, über denen niedere, Wald- oder rebenbekränzte Berge aufsteigen. Hier
liegen nahe beieinander die Dörfer Abafalva, Szent-Kiräly, Hanva, Recsko, Kövecses,
Rnnya und Mehi. In Hanva wirkte lange Jahre hindurch Michael Tompa als reformirter
Pastor; der große Dichter ist auch dort begraben. Alle Ortschaften sind regelmäßig gebaut,
die meisten liegen am Fuße der das Thal begrenzenden Hügel. Die Bewohner leben vom
Ackerbau. Ihre mit Ziegeln gedeckten Häuser sind rein und gut gehalten. Die Blechdächer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch