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der Stadt, im wildromantischen Csnesomerthale, liegt ihr Bad, das schwefelsaures Eisen-
oxydul (Eisenvitriol) enthält und hübsche Villen besitzt. Es konnte zwar zu keinem besonderen
Rufe gelangen, ist aber an Feiertagen ein sehr besuchter Ausflugs- und Vergnügungsort der
Stadtbewohner. Immerhin wächst, dank der Heilkraft des Wassers und der tadellosen Ein-
richtung des Bades, die Zahl der Besucher von Jahr zu Jahr. In der Nähe entspringt ein
alkalischer Sauerbrunn.Die Lage von Rosenan ist günstig, so daß es auch jetzt einen lebhaften
Verkehr hat. Als noch kein Eisenbahnnetz das Land bedeckte, war hier der Pnnkt, wo das Volk
der Zips und des Alsöld zusammentraf: die Bewohner von Rosenan aber befanden sich stets
auf Reisen, um ihre Waaren abzusetzen. Von Wichtigkeit war auch die Erzeugung von Honig,
Meth, Wachskerzen und Honigkuchen, sowie die Bleicherei. Die Eisenbahnen haben einen
Theil des Verkehres abgelenkt, wodurch Handel und Gewerbe der Stadt in neuerer Zeit
gesunken sind. Einst waren ihre Märkte sehr besucht und ihre Kürschnerwaaren hatten auch in
weiter Ferne Absatz. Außer ihren Gewerben betreiben die Einwohner auch Landwirthschaft.
Östlich von Rosenan gelangt man auf der Toruaer Landstraße nach der romantisch
gelegenen Ortschaft Kraßnahorka-Väralja. Ein ifolirter kahler Hügel dabei trägt
die alte Burg. Sie war das Stammnest der Bebek, die von hier aus drei Jahrhunderte
lang das Comitat beherrschten und ihrem Raubritterthum oblagen. Franz Bebek ließ alle
Glocken des Eomitats hieherschleppen und prägte aus dem Metall falsches Geld. Im
XVI. Jahrhundert kam die Burg an die Grafen Andrässy. Seit dem Abschluß der nationalen
Kämpfe erdröhnen die Kanonen ihrer Wälle nur noch, um fürstliche Gäste zu begrüßen.
Trotz der vielen Belagerungen und einer Feuersbrunst infolge Blitzschlages zu Beginn
dieses Jahrhunderts ist eine Seite der Burg, gegen das Sajothal hin, noch jetzt bewohnbar.
Die alten Möbel, Gemälde und silbernen Reliefs, die katakombenartigen Hohlräume unter
dem Burgthor, der ungewöhnlich tief in den Felsen gehauene Brunnen erregen das Inter-
esse des Besuchers. Im nördlichen Theile der Hochburg liegt ein imposanter Marmorsaal
in Trümmern; einst wurden in ihm die Comitatsversammlnngen abgehalten. Auch von den
kleinen Blumengärten ist nichts geblieben, als hie und da ein alter, verkümmerter Flieder-
busch. In die gewaltige Felswand der Burg ist neuerdings die großartige Gruft der
Familie Andrässy hineingebaut worden. Die Burgkirche ist schön ausgemalt und hat ein
Marienbild, das von Wallfahren: besucht wird. Hier zeigt man auch in gläsernem Sarge
den wunderbar erhaltenen Leichnam der in der Knrutzenzeit verstorbenen Baronin Stephan
Andrässy, geborenen Sophie Seredy. Die Ortschaft besteht aus einer einzigen breiten Gasse;
erwähnenswerth sind in ihr der gut eingerichtete Meierhof, nebst Ökonomiegebäuden nud
Beamtenhäusern, der Andrässy'schen Herrschaft. Für die Kirche und Schule von Kraßna-
Horka-Väralja, sowie für die von vielen anderen Ortschaften, spendet Graf Dionys
Andrässy jährlich bedeutende Beträge.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch