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In nördlicher Richtung liegen mehrere Bergwerksanlagen. Im romantischen
Thale des Csermoslya-Baches liegt das Dorf Dernö mit berühmtem Andrässy'schen
Eisenwerk.
Wie in ganz Ungarn, so haben auch im Gömörer Comitat die Magyaren sich die
frnchtbareren Thäler, die Gegenden mit milderem Klima, znr Niederlassung erwählt. Die
Bewohner der bisher erwähnten Gegenden sind reine Magyaren, der Religion nach meist
Protestanten.
Nördlich von Pelsücz erstreckt sich das kahle Pelsüezer Plateau, gleichsam als Fort-
setzung des Sziliczeer Plateaus, von dem es durch den Sajö getrennt ist. Auf diesem
Kalksteinplateau von beträchtlicher Ausdehnung findet sich kaum hie und da ein Stückchen
Land, dessen Cultur sich lohnen würde. Wenn man seine steilen, weißlichen Seitenwände
erklommen hat, findet man oben zahllose Löcher, Trichter und Mulden verstreut. Eine
mehrere Quadratmeter große Höhlung ist 92 Meter tief.
Dem Nordrande dieser unfruchtbaren Hochebene folgt das Csetneker Thal, dessen
südliche Mündung sich bei Pelsücz in das Sajö-Thal öffnet. Dieses fruchtbare, auch
ziemlich erzreiche Thal ist von einem Seitenarm des Sajö bewässert, der sich bei Pelsücz
mit dem Rosenaner Arme des Hauptflusses vereinigt. Schon von Weitem erblickt man den
hohen Radzim-Berg im nördlichen Theile des Thales. Die schön gelegenen Dörfer des
Csetneker Thales sind von Slovaken bewohnt; Magyaren finden sich blos im Süden, in
Päskahäza und Kun-Tapolcza, dann mit Slovaken vermischt in Csetnek. Der
Hauptort des Thales ist Csetnek, mit 1500 Einwohnern. Seine von Karl Robert
erhaltenen Rechte und Privilegien hat es unter Maria Theresia verloren. Im Jahre 1555
wurde es durch eine böse Seuche verheert. Seine Burg, die sich im Besitze der Csetueky,
Bebek und Bakos befand, wurde schon vor den Räköczischen Wirren völlig Ruine. Die
evangelische Kirche ist gothisch und laut eines darin befindlichen Chronostichons 1272
gebaut. In ihrer Gruft liegt neben den Burgherren auch Herzog Ernst Kasimir von
Schleswig-Holstein begraben. Die trefflichen Malereien und alten Holzschnitzereien der
Kirche sind sehenswerth. Csetnek ist eine gut gebaute, gewerbetreibende Stadt. Unter
Räköczi wurden hier die berühmten Fringia-Säbel geschmiedet. Jetzt sind eine Eisen-
gießerei, ein Eisenwerk und ein Kupferhammer vorhanden. Bis vor kurzem war auch der
Tabakbau sehr wichtig, allein die Erschöpfung des Bodens brachte es mit sich, daß der
berühmte, ungemein aromatische Csetneker Tabak nur noch im Nachbardorfe Ochtina
gebaut wird. In Csetnek lebte lange Zeit Stephan Gyöngyösy. der bedeutendste ungarische
Dichter des XVII. Jahrhunderts, der sich auch in seiner vieljährigen Stellung als Vice-
gespan von Gömör ausgezeichnet hat; nach Einigen wäre er sogar da geboren. Csetnek hat
die meisten Edelhöfe im ganzen Comitat.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch