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nach dem nahen Klatnaberg, zur Birsch auf Rehböcke. Ich gehe auf solche Birsche
gewöhnlich im Juni, wenn der Weiderich (epilobiurn) in den Schlägen noch nicht so hoch
gewachsen ist, daß er das Reh verbirgt. Um zwei Uhr nach Mitternacht wird aufgestanden.
Nach kurzem Frühstück begeben sich die Jäger in verschiedenen Richtungen nach den ihnen
zugewiesenen Birschgebieten. Ich ersteige den Sztosoker Felsen. Der ganze Wald ist
hinreichend mit Birschpsaden versehen; auf solchen schleichen wir bergauf bergab dem
Felsen zu. Über uns hochstämmige Fichten, unter uns theils Schläge, theils Buchenwald.
Bald ist der Rehbock mit dem Fernglas entdeckt, und nun heißt es bei günstigem Winde
sich so nahe als möglich an ihn heranzubirschen. In den Birschschuhen geht sich's
ziemlich geräuschlos über die Steine. Auf der Felszinne steht ein starker Gabelbock.
Nun genau gezielt, und nun hallt der Schuß von den Felswänden wieder. Der Bock
ist verschwunden. Jetzt geht es an die Nachsuche, die in dem dichten Unkraut, in
dem Gestrüpp von Himbeeren und hohen, thaufeuchten Heidelbeeren keine leichte Sache
ist. Stoßen wir auf Spuren von Schweiß, so wird das todte oder schwerkranke Wild
bald gefunden; im anderen Falle muß der Schweißhund es aufspüren, wenn nicht
etwa vorbeigeschossen wurde, was bei der großen Entfernung, aus der oft geschossen
werden muß, leicht vorkommt.
„Im günstigen Falle legen wir den geschossenen Bock in den Schatten eines Strauches
und setzen auf das Signal: „Weiter gebirscht!" die Birsche fort. So geht die Jagd weiter,
bis die Sonne höher gestiegen ist und das Wild sich ins Dickicht verzogen hat. Um 8 Uhr
sind wir wieder zu Hause, worauf das Frühstück folgt; dann wird ein wenig geschlafen.
Um 1 Uhr Nachmittags wird gespeist, und gegen 3 Uhr die Birsche wiederholt. Bei solchem
Anlaß kommt es vor, daß wir die Nacht in irgend einer Hütte verbringen müssen. Die
Birsche auf den schreienden Hirsch dauert vom 20. September bis zum 10. Oetober, sie
ist der eben geschilderten Jagd ähnlich.
„Meine Fabriksanlage zu Pohorel la gehört administrativ zur gleichnamigen
Gemeinde, die nordwestlich der Comitatsstraße gelegen ist. Der Ort hat, sammt der
Fabriksanlage, nahe an 2500 Einwohner. Er ist ordentlicher gebaut, als die früher
erwähnten Ortschaften. Seine größeren Holzhäuser reihen sich beiderseits der Straße
entlang. In alter Zeit war er eine polnische Colonie. Die Kirche steht auf einem Hügel,
der einen schönen Blick auf das hier beginnende untere Granlhal gewährt; eine kleine
Glocke und ein Seitenaltar werden in der Kirche als werthvolle Reliquien verwahrt. Sie
sind aus Burg Murauy hieher gelangt.
„Gegen Westen liegt an der Mündung des Krivulathales das Dorf Helpa. Es ist
der Hauptort für das Kleingewerbe des unteren Granthales. Die Einwohner, über 2000,
sind reinlich und ordnungsliebend. Weiterhin kommt man an dem ärmlichen Dörfchen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch